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Nachricht vom 17.02.2010
Region
Demo in Wissen für den Notarztstandort geplant
Die über 100-jährige Geschichte des St.-Antonius-Krankenhauses in Wissen geht zu Ende. Das sieht jedenfalls der CDU-Gemeindeverband so. Denn mit der Schließung der Inneren Abteilung und der Intensivstation drohe in der Region womöglich auch der Super-Gau in der notärztlichen Versorgung. Eine Demonstration soll stattfinden, der Zeitpunkt wird noch bekannt gegeben.
Wissen. Der CDU-Gemeindeverband hat sich mit einer Presseerklärung an die Öffentlichkeit gewandt, in der es um die Veränderungen am Krankenhausstandort Wissen geht. "Die Schließung der Inneren Abteilung und der Intensivstation ist der Schlusspunkt der über 100-jährigen Krankenhaus-G rundversorgung in Wissen. Diese bestand seit 1871. Über die Köpfe der Menschen hinweg wurde so entschieden. Das bedeutet gerade für Notfallpatienten und ältere Menschen ein Fiasko. Nun gilt es im nächsten Schritt, für den Erhalt des Notarztstandortes Wissen auf die Straßen zu gehen und das Thema notärztliche und ärztliche Versorgung mit gezielten Aktionen in den nächsten Jahren wach zu halten." Dieses Fazit zieht die CDU in der Stadt- und Verbandsgemeinde Wissen. Der bei einer CDU-Veranstaltung im Kulturwerk Wissen im Dezember letzten Jahres entwickelte und von allen Fraktionen in Stadt- und VG-Rat Wissen beschlossene Rettungsplan für die ärztliche und notärztliche Versorgung am Krankenhaus- und Notarztstandort Wissen sei damit in Punkt 1 schon Makulatur. Weder die Gemeinnützige Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe, erst Recht nicht die SPD-Landesregierung, hätten sich ernsthaft bemüht, die im Krankenhausplan stehenden Betten für die Altersmedizin (Geriatrie), die gerade für ältere Menschen wichtig seien, am Krankenhaus Wissen zu erhalten beziehungsweise auszubauen. Nicht einmal der Versuch sei unternommen geworden. Damit werde auch klar, dass die hektischen Gespräche des Landtagsabgeordneten Thorsten Wehner hinter den Kulissen rein gar nichts bewirkt hätten. Zynisch sei auch die Äußerung Wehners, der von „einem Erfolg für Wissen“ spreche. Der Ausbau der Psychiatrie in Wissen sei von langer Hand seitens des Krankhausträgers GFO und der SPD-Landesregierung geplant worden, mutmaßen die Christdemokraten. SPD-Insider hätten das bereits im Mai letzten Jahres gewusst. Mit der Schließung der Chirurgie im Dezember 1998 habe der "Todeskampf" der Grundversorgung im Wissener Krankenhaus begonnen. So notwendig eine Psychiatrie sei, so wenig hätten die Menschen künftig etwas davon, wenn sie akut internistisch versorgt werden müssten, heißt es in der CDU-Mitteilung. Die Attraktivität des Wissener Krankenhauses sei schon 1998 durch die Entscheidung der SPD-Landesregierung zur Unkenntlichkeit verstümmelt worden. Dass jetzt endgültig die Lichter im Krankenhaus ausgingen, sei die logische Folge. Eine Katastrophe sei das vor allen Dingen für ältere Menschen: „Wer künftig Symptome eines Schlaganfalls zeigt, muss jetzt ins Krankenhaus nach Kirchen oder Waldbröl gefahren werden. Dadurch geht wertvolle Zeit verloren", so die Christdemokraten. Auch das viel zitierte MVZ im Krankenhaus Wissen sei kein gleichwertiger Ersatz für die Krankenhausschließung. "So sinnvoll diese Einrichtung ist und Ärzte und Fachärzte konzentriere, sie lässt aber keine Akutbehandlung Schwerkranker nachts oder am Wochenende zu“, heißt es weiter.
Die Union zeichnet ein Horror-Szenario: Es drohe ein medizinischer Super-Gau, wenn der Notarztstandort schließe. Deshalb sind Demonstration und Aktionen geplant. Der Termin wird noch bekannt gegeben.
Fatal seien auch die Auswirkungen für Notfallpatienten. Bisher stünden Betten auf der Wissener Intensivstation zu Verfügung. Künftig müssten Herzpatienten aus Wissen und den umliegenden Orten über "kaputte und bucklige Straßen" mindestens eine halbe Stunde länger nach Kirchen, Waldbröl, Hachenburg oder Altenkirchen transportiert werden. Seien dort die Betten "dicht", verlängerten sich die Wege bis Neuwied oder Siegen. Die Schließung der Inneren und der Wegfall von Arztstellen bedeute auch Schlimmes für den Notarztstandort Wissen. "Sollen künftig Psychiater Herz-Lungen-Wiederbelebungen im Rettungswagen machen?", fragt die CDU. Wenn hier seitens des Innenministeriums als oberste Rettungsdienstbehörde in Absprache mit den Kassen nicht das nötige Geld in die Hand genommen werde für neue Konzepte und Notärzte, losgelöst vom Wissener Krankenhaus, sei ein funktionierender Notarztstandort nicht gewährleistet und dann drohe Wissen der medizinische "Super-Gau" in der Akutversorgung. Die Menschen müssten sich möglicherweise ernsthaft Sorgen um ihr Leben machen, wenn sie einen Unfall hätten oder kurzfristig schwer erkrankten. "Wissen ohne Notarzt ist wie ein Mensch ohne Herz" (!), gerät die Wissener CDU in Rage. Daher werde man jetzt alles daran setzen, der von allen Parteien noch im Dezember letzten Jahres getragene "Rettungsplan" für Wissen umzusetzen.
Die Christdemokraten laden alle anderen Parteien, sozialen Verbände und die Bürgerinnen und Bürger ein, sich kurzfristig für den Erhalt der notärztlichen und auf lange Sicht der ärztlichen Versorgung am Standort Wissen einzusetzen. Als erster konkreter Schritt ist hierzu zeitnah eine Demonstration vom Regio-Bahnhof zur DRK-Rettungswache vorgesehen.
Auch werde die CDU mit Argus-Augen darüber wachen, wie die erste freiwerdende Hausarztstelle neu besetzt wird und wann ein leistungsfähiges MVZ fertig ist. Mit weiteren Aktivitäten will die Wissener CDU das Thema wach halten und die Bevölkerung einbinden getreu dem Leitmotiv "Wir geben nicht auf und wollen unsere Gesundheit am Standort Wissen retten!", so die CDU kampfesmutig".
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Zur Klarheit für unsere Leser: Die Gesellschaft der Franzsikanerinnen zu Olpe (GFO) hatte selbst die Schließung der Inneren beantragt, da die 60 Betten nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben seien und rund 800.000 Euro Verlust einbrächten. Noch hat die Landesregierung diesem Antrag nicht stattgegeben (Anmerkung der Redaktion).
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