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Nachricht vom 11.05.2019 |
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Politik |
Konstruktive Ideen und schaffende Hände – Fred Jüngerich im Interview |
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Für Fred Jüngerich ist klar: „Für mich gibt es keine ‚Altenkirchener‘ oder ‚Flammersfelder‘ mehr – für mich gibt es bloß noch ‚Westerwälder aus der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld im Raiffeisenland‘!“ Am 26. Mai bewirbt er sich um das Amt des Bürgermeisters in der neuen Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld. Sein Top-Thema für die neue Verbandsgemeinde: „Fortwährende Attraktivitätssteigerung!“ |
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Altenkirchen. Erst im September 2017 wurde er zum Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Altenkirchen gewählt. Nun steht im Zuge der Fusion zur neuen Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld erneut eine Wahl an: Fred Jüngerich will auch in der neuen VG Bürgermeister werden. Er ist der einzige Bewerber für die Wahl am 26. Mai. Und er hat breite Unterstützung der politischen Parteien und Gruppierungen. Welche Themen auf die neue Verbandsgemeinde zukommen, wie er die Fusionsverhandlungen erlebt hat und wie sich mit 68 Ortsgemeinden arbeiten lässt, dazu haben wir ein Interview mit ihm geführt:
Herr Jüngerich: Die Amtszeit war recht kurz, da geht es in die nächste Wahl. Lassen wir die Fusion der Verbandsgemeinden Altenkirchen und Flammersfeld zunächst außer Acht: Was waren daneben die Top-Themen Ihrer bisherigen Zeit als Bürgermeister?
Fred Jüngerich: Ein Schwerpunktthema, sowohl inhaltlich wie auch finanziell, war und ist die Fortführung der Planung zum Neubau des Hallenbads „Auf der Glockenspitze“ in Altenkirchen. Wie Sie wissen, soll ein reines Sportbad entstehen, das Schülerinnen und Schülern, den vielen Jugendlichen der beiden Schwimmsportvereine und natürlich dem geneigten Freizeitschwimmer zur Verfügung steht. Darüber hinaus beschäftigt uns intensiv die Frage der künftigen Sicherstellung der ärztlichen Versorgung. Wir haben im Verbandsgemeinderat ein Paket geschnürt (z.B. Ärztelotse, Ausbildungs-Camp, Famulaturförderung), das mittel- bis langfristig Erfolg versprechen soll.
Weiterer Investitionsblock ist die momentane Grundsanierung der Kindertagesstätte in Mehren, in Gieleroth ist selbige in Planung. Gut angenommen wurde auch das im Februar dieses Jahres neu eingeführte „Seniorentaxi“, das ältere Menschen kostenfrei zum Einkaufen oder zum Arzt bringt.
Das Jahr 2018 habe ich intensiv genutzt, um mittels Firmenbesuche die Gedanken der Unternehmer unserer (noch beiden) Verbandsgemeinden kennenzulernen. Wir dürfen die Wirtschaftsförderung nicht aus den Augen verlieren – verträglich mit Natur und Umwelt.
Stichwort Fusion: Welche Themen werden die Arbeit in der neuen Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld bestimmen?
Fred Jüngerich: Die Themen- und Aufgabenvielfalt innerhalb der Verbandsgemeinden in unseren ländlichen Breiten ist grundsätzlich artverwandt. Dies gilt auch für die (bisherigen) Verbandsgemeinden Altenkirchen und Flammersfeld. Alle versuchen gleichermaßen, sich durch Optimierung ihrer Infrastruktur als Wohn- und Arbeitsstandort attraktiv zu machen. Neben einem guten Betreuungs- und Bildungsangebot (Kindergarten, Schule, Weiterbildungsmöglichkeiten) dürfen auch die Bereiche Freizeit und Kultur nicht zu kurz kommen, um beispielsweise Neubürger zu gewinnen.
Infrastruktur kostet aber Geld, und da die Finanzausstattung nicht überall gleich ist, gibt es regionale Unterschiede. Die neue Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld muss sich aber keineswegs „verstecken“: Der Südteil beispielsweise hat durch seine Autobahnnähe das Prädikat „Top-Lage“ – insbesondere hinsichtlich weiterer Gewerbeansiedlung – verdient, und im Vergleich zu den benachbarten Ballungszentren sind unsere Grundstückspreise flächendeckend moderat. Um Ihre Frage also auf einen allgemeinen Nenner zu bringen: Das Thema, das die neue Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld bestimmt, heißt: Fortwährende Attraktivitätssteigerung!
Es gibt von Seiten der politischen Parteien und Gruppierungen in der künftigen Verbandsgemeinde eine sehr breite Unterstützung für Ihre Kandidatur zum Bürgermeister der neuen VG. Eine schwere Bürde?
Fred Jüngerich: Bereits vor meiner Wahl zum Bürgermeister der Verbandsgemeinde Altenkirchen im Jahr 2017 haben die sogenannten „kleinen Fraktionen“ (Bündnis 90/Die Grünen, FDP, FWG) eine Wahlempfehlung für meine Person ausgesprochen. Dies ist in diesem Jahr vor der Wahl des Bürgermeisters der fusionierten Verbandsgemeinde abermals so. Dieses zweimalige Bekenntnis weiß ich sehr zu schätzen. Bereits im ablaufenden Kalenderjahr 2018 sprachen sich sowohl die CDU-Gemeindeverbände als auch die SPD-Ortsvereine dafür aus, meine Kandidatur mitzutragen. Dies war deutlich mehr, als ich noch vor einem Jahr hätte erwarten können. Auch hierfür bin ich überaus dankbar.
Dieser breite Zuspruch ist für mich aber weniger Bürde, sondern eher Bestätigung der Art und Weise, wie ich meine Arbeit verrichte. Ich habe in meiner Antrittsrede im Dezember 2017 gesagt – oder besser versprochen –, dass ich parteiunabhängig agiere. Dieses Versprechen habe ich eingehalten, und das werde ich auch weiterhin tun. In der Kommunalpolitik und Kommunalverwaltung braucht es konstruktive Ideen und schaffende Hände, kein parteipolitisches Gezeter. Dies sehen sehr viele Bürgermeister und Mandatsträger, die ich kenne, aber genauso.
Die neue Verbandsgemeinde wird fast 70 Ortsgemeinden und damit mehr als die Hälfte aller Ortsgemeinden im Kreis zählen. Was bedeutet das für die praktische Arbeit? Erwarten Sie freiwillige Zusammenschlüsse auf dieser Ebene?
Fred Jüngerich: Das Landesgesetz über die Grundsätze der Kommunal- und Verwaltungsreform kennt in Bezug auf die Anzahl der Ortsgemeinden keine Obergrenzen. Durch meine langjährige Arbeit als Büroleiter des Rathauses und natürlich durch die knapp 17 Monate als Bürgermeister bin ich 42 Ortsgemeinden einschließlich der Stadt Altenkirchen „gewohnt“. Ich habe es in meiner bisherigen Amtszeit nicht ganz geschafft, jeden Ortsgemeinderat einmal zu besuchen – zwei oder drei fehlen noch.
Die neue Verbandsgemeinde wird rund 35.000 Einwohner in 68 Ortsgemeinden haben. 68 Ortsgemeinden bedeuten auch 68 Haushaltspläne und 68 Haushaltssitzungen der Ortsgemeinderäte, die es gilt, durch die Verwaltung zu begleiten. Das machen wir natürlich sehr gerne, aber es bindet Personal. Zwei Ortsgemeinden hegen aktuell den Gedanken eines Zusammenschlusses. Als Rathaus unterstützen wir diesen Prozess. Wenn das Beispiel Schule macht, sind Personalkostenreduzierungen auf sozialverträglicher Basis mittelfristig realistisch.
Sie haben die Fusionsverhandlungen erfolgreich bestritten und kennen sich bestens aus in der Region. Worin unterscheiden sich „die Altenkirchener“ von „den Flammersfeldern“?
Fred Jüngerich: In Zusammenhang mit der Fusion haben viele Menschen vieles richtig gemacht. Ich betrachte daher das bislang Erreichte als kollektiven Erfolg von Politik und Verwaltung. Ich erinnere mich an die Anfänge im Herbst 2016, die gewiss nicht einfach waren. Das war aber auch nicht zu erwarten, weil allein der Begriff „Fusion“ in den Köpfen der Menschen oft „feindliche Übernahme“, „finanzielle Einbuße“ oder „Standardverlust“ assoziiert. Ich kann daher die anfänglichen Ängste in der Bevölkerung gut nachvollziehen. Darüber hinaus ist es vollkommen normal, dass Menschen gewisse Gepflogenheiten und Tendenzen haben, zum Beispiel der Bezug des Horhausener/Willrother Raums zum benachbarten Landkreis Neuwied. Ich glaube aber, dass es durch Transparenz und Ehrlichkeit von Beginn an gelungen ist, diese Befürchtungen zumindest ein Stück weit zu nehmen.
Ein kommunaler Zusammenschluss dieser Größenordnung braucht seine Zeit, bis er wirklich verinnerlicht ist und gelebt wird. Auch hierin sehe ich eine meiner Kernaufgaben der kommenden Jahre. Für mich gibt es keine „Altenkirchener“ oder „Flammersfelder“ mehr – für mich gibt es bloß noch „Westerwälder aus der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld im Raiffeisenland“!
Das ist Fred Jüngerich
Geboren 1965, absolvierte Fred Jüngerich nach der Mittleren Reife eine Ausbildung als Verwaltungsfachangestellter, wechselte später in die Beamtenlaufbahn und qualifizierte sich unter anderem zum diplomierten Verwaltungswirt. Von 2010 bis zu seiner Wahl zum Bürgermeister war er Büroleiter der Verbandsgemeindeverwaltung Altenkirchen. Jüngerich ist geschieden und hat zwei Kinder. Zu den Hobbies des Naturfreundes und aktiven Sportlers zählen Joggen und Fitness, früher auch Fußballer. Unter anderem war er als Fußballtrainer mit DFB-B-Lizenz aktiv. (red)
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Nachricht vom 11.05.2019 |
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