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Nachricht vom 12.05.2019 |
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Region |
Jubiläums-Festakt in Wissen: Zukunft braucht das Miteinander |
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„Wessen, bleiv su we de best“: Ein neues Lied zum 50. Geburtstag der Siegstadt Wissen, getextet und komponiert von Christoph Becker für die Kölsch-Band Hännes, war emotionaler Schlusspunkt des Festaktes zum Wissener Jubiläumswochenende. Als Gastredner zum Thema Zukunft referierte Daniel Dettling, Jurist und Politikwissenschaftler aus Berlin. „Wissen ist unsere Heimat. Heimat ist da, wo man los läuft, nach vorne blickt“, das sei die beste Antwort und wichtigste Voraussetzung für die Zukunft, sagte Stadtbürgermeister Berno Neuhoff in seinen Ausführungen. Zum Festakt waren neben vielen Wissenern und Gästen aus der Region auch große Delegationen aus den Partnerstädten Chagny, Letchworth Garden City und Krapkowice gekommen, galt es doch, neben dem Stadtgeburtstag auch 50 Jahre Partnerschaft mit Chagny und zehn Jahre Kulturwerk Wissen zu feiern. |
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Wissen. Mit einem Festakt startete das Jubiläumswochenende in Wissen am Samstag (11. Mai). 50 Jahre Stadtrechte, 50 Jahre Städtepartnerschaft mit Chagny und zehn Jahre Kulturwerk galt es zu feiern. Und eben dort fand der Festakt auch statt. Neben den geladenen Gästen aus Wissen und Umgebung und den Besuchern aus den Partnerstädten der Siegstadt, Chagny (Frankreich) mit Bürgermeister Michel Picard, Krapkowice (Polen) mit Bürgermeister Andrzej Kasiura sowie aus Letchworth Garden City (Großbritannien) mit Chairman John Bishop, konnte Stadtbürgermeister Berno Neuhoff auch Vertreter aus der Politik, des Fördervereins Kulturwerk und den Wissener Ehrenbürger Ulrich Brucherseifer begrüßen. Genau passend zum Stadtjubiläum von Wissen, so Berno Neuhoff, sei das Thema des Gastredners Daniel Dettling, Jurist und Politikwissenschaftler aus Berlin, den man als Referent zum Thema Zukunft gewinnen konnte. Mit dem Larida-Marsch zog die Stadt- und Feuerwehrkapelle unter dem Dirigat von Christoph Becker in die Festhalle ein und eröffnete die Veranstaltung mit einem anschließenden Konzertstück. Christoph Becker war es auch, der das neue Lied „Wessen, bleiv su we de best“ für die Kölschband Hännes komponiert und getextet hat, die mit ihrem Auftritt zum Ende der Veranstaltung den Saal förmlich zum Kochen brachte. Der Song, der sich in der Stadt Wissen und Umgebung sicherlich zu einem Gassenhauser entwickeln wird, wurde vom Publikum mit Standing Ovations bedacht. Erst nach einer Zugabe durfte die Band, unterstützt von der Stadt- und Feuerwehrkapelle Wissen, die Bühne verlassen. Die musikalische Umrahmung des Festaktes bildete ein Gemeinschaftsprojekt zwischen dem MGV Köttingen und dem Krappitzer Chor.
Lebendiges und überschaubares Zentrum in der Naturregion Sieg
„1969“, so Berno Neuhoff in seiner Festansprache, „war ein bewegtes Jahr. Nicht nur für die Menschheit mit Neil Armstrong als erster Mensch auf dem Mond, sondern auch für Wissen, weil die Stadtwerdung offenbar wichtige Gründerimpulse für das Leben der Menschen in der Siegstadt gab“. Er bedankte sich bei allen, die sich in den letzten 50 Jahren individuell oder gemeinschaftlich in Wissen eingebracht und die Stadt zu dem gemacht haben, was sie heute ist. Wissen, so Neuhoff, sei ein lebendiges und überschaubares Zentrum als Luftkurort in der Naturregion Sieg mit vielen Wäldern und Wiesen und günstig gelegen zwischen den Ballungszentren Siegen und Köln. Wissen hat zwar viele Schulden, aber dafür den größten Strukturwandel der Geschichte erfahren. Wissen hat einen hohen Anteil von Menschen mit einem geringen Einkommen und leide wie viele andere Städte auch an einer gewissen Überalterung. Viele Jugendliche, so Neuhoff, wandern nach der Schule ab und es sei schwierig, Fachkräfte in der Siegstadt anzusiedeln. Die fortschreitende Digitalisierung habe das Leben und die Arbeit der Menschen vor Ort verändert. Als Schulstandort aller Schularten erfüllt die Stadt alle Bildungsvoraussetzungen. Zur Infrastruktur tragen auch die vielen Kitas bei. Die Stadt Wissen ist als Mittelzentrum eingestuft und man habe den größten Strukturwandel vom Industriezeitalter in das Dienstleistungszeitalter vollzogen.
In der Siegstadt leben 8400 Einwohner, davon mehr als 1000 mit Migrationshintergrund. Wissen habe ein sehr hohes Maß an ehrenamtlichen und engagierten Menschen in Schulen, Kirchen, Vereinen und Initiativen. Neuhoff: „Wissen ist unsere Heimat. Heimat ist da, wo man los läuft, nach vorne blickt“, das sei die beste Antwort und wichtigste Voraussetzung für die Zukunft. Nur Menschen, die aktiv sind, so Neuhoff, können etwas für ihre Stadt tun. Die Städtepartnerschaft mit den drei Städten Chagny, Krapkowice und Letchworth Garden City werde beispielsweise durch Schüleraustausche aktiv gelebt.
Europa sei aktuell in einer sehr kritischen Phase und werde oft in Frage gestellt. Deutsche und Franzosen stehen sozusagen wie erfahrene Ehepartner in einer besonderen Verantwortung, doch genauso wichtig seein auch Polen und die englischen Freunde, mit all denen in Wissen ein freundschaftliches Verhältnis besteht. Hinsichtlich des Tourismus mit 30.000 Übernachtungen im Jahr und vielen Wandergästen auf dem Natursteig Sieg habe die Region Wissen im Bereich Touristik und Freizeit sehr große Chancen. Wissen soll zusätzlich zu einer radfahrfreundlichen Stadt werden. Der gerade erst ausgezeichnete Radweg Sieg sei ein erstes Beispiel dafür. Im Gesundheitssektor bereite die medizinische Versorgung in Wissen ein Problem, da immer mehr Ärzte fehlen. Hier habe die Partnergemeinde aus Frankreich vorbildlich reagiert und aus einer alten Fabrik ein Gesundheitszentrum errichtet. Dies solle Beispiel für Wissen sein, einen Weg zu finden, dem Ärztemangel entgegen zu treten. Bei der Entwicklung der Stadt müsse man neue Ideen einbringen und sich als ländliche Alternative in der zweiten Reihe zwischen den Ballungsräumen positionieren. Dabei müsse man insbesondere auf Qualität setzen. Veränderungen könne man nur gemeinsam erreichen, dafür sei viel Engagement notwendig. „Der Wunsch nach Teilen und Mitteilen“, zitierte Berno Neuhoff aus einem Buch von Ranga Yogeshwar, „ist größer als jedes egoistische Profitdenken.“
Freundschaft zwischen den Partnerstädten bringt die Einwohner näher
Bürgermeister Michel Picard aus Chagny bedankte sich herzlich für den Empfang, den die Wissener Bürger den Gästen aus Frankreich bereitet haben. Sei die Jubiläumsfeier zur 50-jährigen Städtepartnerschaft in Chagny bereits im September vergangenes Jahr gefeiert worden, freue man sich jetzt besonders auf das Stadtfest in Wissen an diesem Wochenende. Er habe den Eindruck, dass dieser Geburtstag der Städtepartnerschaft die Einwohner beider Städte noch näher gebracht habe. Die Partnerschaft habe dazu beigetragen, sich näher kennen zu lernen und die Idee von Humanismus und Fortschritt zu festigen.
Beide Städte, so Picard, hätten sich in den letzten Jahren entwickelt und seien dynamische Wirtschafts- und Touristenzentren geworden. Auch wenn die finanziellen Mittel heute beschränkt sind, könnten beide Städte noch von der Kühnheit und der Offensive mutiger, unternehmerischer Menschen profitieren. Keine Angst vor der Zukunft zu haben und das Miteinander sei der richtige Weg. Mit einem Hoch auf die beiden Partnerstädte überreichte Michel Picard einen selbstgewebten Teppich und ein Wappen an den Stadtbürgermeister Berno Neuhoff.
Was die Stadt Wissen lebenswert macht
In einer Podiumsdiskussion standen acht Schülerinnen und Schüler der Marion-Dönhoff-Realschule plus und des Kopernikus-Gymnasiums Stadtbürgermeister Berno Neuhoff Rede und Antwort. Die Realschule in Wissen, so Neuhoff, hat etwa 450 Schülerinnen und Schüler, das Gymnasium etwa 800 und in der Berufsbildenden Schule werden etwa 2000 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Mit der Frage: „Was macht die Stadt Wissen so lebenswert?“ konfrontiere er die Schülerinnen und Schüler an den Rednertischen. Als Antwort war man sich einig, dass es in Wissen mehr Freiraum gibt als in einer Großstadt und man seinen Nachbarn noch kenne, es sei wie in einer großen Familie und man wachse behütet auf. Das Leben in Wissen sei entschleunigt, es ist nicht so viel los wie in der Großstadt und das sei für viele Menschen wichtig.
Auf die Frage: „Was unterscheidet eure Schule von der anderen?“ antworteten die Schülerinnen und Schüler, dass man untereinander ein familiäres Verhältnis, auch zu den Lehrern, habe. Mit Whiteboards sei man untereinander vernetzt, deshalb kenne man sich gut. Mehr Freizeitangebote und ein Kino fehlen, war die Antwort auf die Frage: „Was wünscht ihr euch in Wissen für die Zukunft?“. Es sei schwer, in Wissen etwas zu finden, was die Jugendlichen anspreche. Die Stadt soll sich weiterentwickeln und wachsen, damit sie bei jungen Menschen auch beliebt wird. Die Stadt müsse authentisch bleiben und das Gefühl von Heimat müsse vorhanden sein. Dennoch müsse Wissen moderner werden und mit der Zeit gehen. Für die beiden Schulleiterinnen Katja Weidt vom Gymnasium und Nadine Mattusch von der Realschule plus war es eine große Ehre, dass die Jugendlichen stellvertretend für alle anderen Schulen an diesem Festakt mitmachen durften. Denn Kinder und Jugendliche seien die Zukunft. Und es sei deshalb wichtig, dass sie auch gefragt werden, wie sie sich die Zukunft vorstellen.
Zukunft bedeutet, gemeinsam zu wachsen
Daniel Dettling, Jurist und Politikwissenschaftler aus Berlin, referierte zum Thema Zukunft. Zukunft, so Dettling, sei kein vorbestimmtes Fixum, sondern ein Gestaltungsraum. Wie der Humorist Karl Valentin schon bemerkt hatte, war früher selbst die Zukunft besser, denn man lebt in den Bildern der Vergangenheit. Die heutige Ökonomie bestehe aus quantitativem Wachstum, Kapital und Arbeit, Management und Konkurrenzdenken. Wenn der eine gewinnt, verliert der andere, wenn der eine in Europa erfolgreich ist, verliert der andere in der Dritten Welt. Die zukünftige Netzwerkökonomie hingegen setze sich aus qualitativem Wachstum, sozialem und menschlichem Kapital, Moderatoren und Kooperationen zusammen. Dabei bedeute Zukunft, gemeinsam zu wachsen. Dabei komme es auf vier Dinge an, wenn man die Zukunft gestalten wolle, erstens auf die richtige Haltung, zweitens auf Megatrends, drittens auf das was wir daraus machen und viertens braucht es Menschen, da eine Zukunft ohne Menschen nicht funktioniere.
Die Prinzipien der modernen Netzwerkgesellschaften bestehen aus Verbinden, aus Zusammenarbeit und dadurch, gemeinsam Neues zu schaffen. Der Begriff Glokalisierung werde immer wichtiger. Glokalisierung bezeichnet die Verbindung und das Nebeneinander des vieldimensionalen Prozesses der Globalisierung und seiner lokalen oder regionalen Auswirkungen und Zusammenhänge. Jegliches Geschehen an einem bestimmten Punkt in der Welt ist von lokal-regionaler und gleichzeitig von global-überregionaler Bedeutung. Verbinde man beide Trends und gehe eine Synthese ein, könne man beispielsweise in Wissen auch als Kölner oder Berliner urban leben, denn aufgrund der Digitalisierung habe man Zugang zu allen Vorzügen des Internets oder anderer Kanäle. Es mache keinen Unterschied mehr, wo man lebe. Betrachte man die lokalen Aspekte, so werde deutlich, wo Menschen bevorzugt leben möchten. Nur 22 Prozent entscheiden sich für die Großstadt, 40 Prozent möchten lieber in Kleinstädten wohnen und 38 Prozent der Befragten möchten sogar lieber auf dem Land leben. Soziale Netzwerke spielen dabei in der Kommunikation eine entscheidende Rolle. Waren die 1980er und 1990er Jahre geprägt von Erfahrung, Engagement, Spiritualität, Authentizität und Natürlichkeit, bestehe die Globalkultur der 2000er bis 2020er Jahre aus Selbstentfaltung, Verantwortung, Vertrauen, Sicherheit, Glück und Optimismus.
Glückwünsche vom Landrat und den Bürgermeistern
Im Anschluss übermittelten die Bürgermeister Andrzej Kasiura aus Krapkowice und Chairman John Bishop aus Letchworth Garden City Grüße und Glückwünsche ihrer Städte zum Stadtjubiläum. Bürgermeister Michael Wagener bedankte sich für den gelungenen Europäischen Abend am Vortag und überbrachte Glückwünsche der Verbandsgemeinde. Landrat Michael Lieber überbrachte Glückwünsche der Kreisverwaltung und wünschte dem Stadtjubiläum einen guten Verlauf. (GRI)
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Nachricht vom 12.05.2019 |
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