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Nachricht vom 25.03.2010 |
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Kultur |
So witzig war die Bundeskanzlerin noch nie |
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Im Kulturwerk Wissen fühlte der Kabarettist Mathias Tretter mit seinem Programm "Staatsfeind Nr. 11" dem politischen Zeitgeist gehörig auf den Zahn. Politiker, Spitzenmanager und Anhänger der aktuellen Sicherheitshysterie bekamen ihr Fett weg. Der kabarettistische Rundumschlag offenbarte sich als schonungsloser Angriff auf die Lachmuskeln der Zuschauer. |
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Wissen. Wer gedacht hatte, die schwarz-gelbe Bundesregierung käme bei Mathias Tretter ungeschoren davon, der hatte sich gründlich getäuscht. Mit geballtem Wortwitz analysierte der Kabarettist in seinem Programm "Staatsfeind Nr. 11" die aktuelle Bedrohungslage für die Bundesbürger, und da bekamen auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und die FDP mit ihren Spitzenpolitikern ordentlich ihr Fett weg. Offen und gnadenlos direkt sprach Tretter in seinen Sketchen und Parodien die politischen Probleme unserer Zeit an. Die Finanzkrise, Terrorismus, Steuerhinterziehung, Rechtextremismus, das Verhalten der Kirchen oder den Gegensatz von Ost und West thematisierte er mit geschliffenen Pointen, die immer wieder lautes Gelächter im Publikum hervorriefen. Dabei wusste er stets, mit schrägen Argumentationsketten zu überraschen. So sei die Schweinegrippe keine wirkliche Bedrohung, viel mehr Opfer gebe es aufgrund alkoholisierter Gartenarbeit, witzelte er. In amüsanten Sketchen nahm er als gebürtiger Würzburger die Franken ebenso aufs Korn wie seine neue Heimat Leipzig und spielte gekonnt die regionalen Dialekte gegeneinander aus. Indem er in die Rolle seines kiffenden Freundes Ansgar schlüpfte, verschaffte er sich eine perfekte Ausgangssituation, um seinen Zuhörern die Bedrohungen für unsere Gesellschaft schonungslos vor Augen zu führen. Kein Wunder also, dass Ansgar ein paar Neonazis glatt mit einer Wanderausstellung verwechselt hatte. Die stetigen Seitenhiebe verfehlten ihr Ziel nicht, der schwarze Humor traf den Nerv des Publikums.
Abgesehen hatte es Tretter auch auf die ungeliebte Spezies der Spitzenmanager, denen er in kostspieligen Seminaren so genannte "Soft Skills" vermitteln müsse. Während dem neumodischen Vokabular von "Soft Skills" bis "Networking" eine deftige Absage erteilt wurde, zeigte er wenig Mitleid mit den fantasielosen Führungskräften, denen er jeglichen Witz und Humor absprach. Einen satirischen Blick warf er auch auf den Terrorismus und die aktuelle Sicherheitshysterie. Mittlerweile müsse man im Flieger nur das richtige zu essen bestellen und das nächste Abenteuer sei gesichert, so der Kabarettist. Einen Höhenflug in den Charts prognostizierte er währenddessen den verärgerten Eidgenossen. Nach dem gelungenen Verkauf der CD mit den Steuersündern werde es bald nicht mehr lange dauern, bis die Schweiz an der Spitze der Charts stehe.
Es war ein kabarettistischer Rundumschlag, den Tretter in Wissen praktizierte, bei dem er nach und nach die Abgründe in Politik und Gesellschaft aufdeckte. Den Spielraum des Kabaretts reizte der studierte Germanist gnadenlos aus und ging dabei soweit, sich in seiner Rolle als Kabarettist selbst auf die Schippe zu nehmen. Das letzte Wort des Abends gehörte dann noch einmal Angela Merkel, als die Neujahrsansprache der Bundeskanzlerin mit viel Witz parodiert wurde. Schon zuvor hatte Tretter mit exklusiven Auszügen aus den Tagebuchaufzeichnungen der Bundeskanzlerin für einige Lacher gesorgt. Zu komisch kam der Siegeszug von "IM Cinderella" daher.
Aus den Händen von Berno Neuhoff, Vorsitzender des Fördervereins "Kulturwerk Wissen", erhielt Tretter als Dankeschön eine edle Flasche Wein und prompt blitzte sein schwarzer Humor wieder auf. Den könne er ja zusammen mit Margot Käßmann genießen, verabschiedete sich Tretter in seiner typischen Art. In diesem Jahr bekam Tretter übrigens den Deutschen Kleinkunstpreis mit dem "Ersten Deutschen Zwangsensemble". Unter diesem Namen tritt er zusammen mit den Kabarettisten Claus von Wagner und Philipp Weber auf. 2009 durfte er sich über den Förderpreis des Deutschen Kabarettpreises freuen. Das aktuelle Programm ist nach "Die Brille zur Macht" und "Deutschland. Ein Gummibärchen" bereits sein drittes Soloprogramm. (Thorben Burbach)
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Bei seinen Sketchen hielt Tretter in der Rolle seines Freundes Ansgar der Gesellschaft den Spiegel vor. Fotos: Thorben Burbach |
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Nachricht vom 25.03.2010 |
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