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Nachricht vom 06.12.2019 |
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Politik |
100 Tage im Amt: Landrat Dr. Enders zieht erste Bilanz |
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100 Tage in einem Amt: Das ist inzwischen bundesdeutscher Standard, eine erste Bilanz zu ziehen. Der neue Landrat des Kreises Altenkirchen, Dr. Peter Enders (CDU), blickt am 9. Dezember auf eben diese gut drei Monate zurück. Wie er sie erlebt, welche Eindrücke er bislang gesammelt hat und was er sich für die nächste Zeit wünscht, schildert er in einem Interview mit dem AK-Kurier. |
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Altenkirchen. Das Gespräch im Wortlaut:
Haben Sie sich inzwischen daran gewöhnt, mit „Guten Morgen, Herr Landrat“ angesprochen zu werden?
Die Anrede ist das eine. Sagen wir es so: Ich bin insofern angekommen, dass ich mich in die laufenden Themen, Projekte und Abläufe meines Geschäftsbereichs eingearbeitet habe und sie steuere. Und das tue ich mit großer Freude. Das gilt im Übrigen auch für die neuen Beigeordneten Tobias Gerhardus und Gerd Dittmann sowie für den bereits länger amtierenden Beigeordneten Klaus Schneider. Wir arbeiten sehr vertrauensvoll zusammen.
Kennen Sie nunmehr alle Mitarbeiter im Kreishaus von Angesicht zu Angesicht und mit Namen?
Weder das eine noch das andere – leider. Das ist bei rund 500 Kolleginnen und Kollegen in der Tat schwierig. Natürlich lernt man sich im Alltagsgeschäft peu à peu kennen. Um genau das zu beschleunigen, habe ich damit begonnen, mich mit allen Referaten einzeln zu treffen.
Wie ist Ihrer Meinung nach das Klima im Haus?
Ich treffe viele motivierte und kompetente Kolleginnen und Kollegen. Sehr viele arbeiten seit Jahrzehnten im Kreishaus, erkennen und beurteilen Stimmungen besser als ich es kann. Wie schon erläutert, kenne ich längst nicht alle und kann nach 100 Tagen auch noch nicht im Detail beurteilen, wo oder warum es irgendwo knirscht. Wenn es aber mal knirscht – wie in jedem Unternehmen, in jeder Organisation oder auch im Privaten –, muss man darüber reden. Die Tür des Landrats ist für Mitarbeiter immer offen.
Inwieweit sind Ihnen die Arbeitsabläufe in den einzelnen Abteilungen inzwischen geläufig?
Da sind die Erfahrungswerte naturgemäß ausbaufähig: Derzeit wird der Haushalt für 2020 aufgestellt, das heißt, ein Großteil meiner Zeit gehört der Finanzabteilung, die ich dadurch besser kennen lerne als andere. Das wird einfach die Zeit bringen. Was sich aber sehe, sind tolle Arbeitsergebnisse: Bei den kreiseigenen Schulen wird weiter saniert, in der Abfallwirtschaft ist das neue Abfallwirtschaftskonzept bereits verabschiedet, beim ÖPNV sind wir ebenfalls auf einem guten Weg. Der Breitbandausbau läuft gut, ist aber noch nicht abgeschlossen. Hier stehen nun Gewerbegebiete, Schulen und Krankenhäuser im Fokus. Oder der Bereich der medizinischen Versorgung, wo wir konkret etwas tun: Die Famulaturförderung, das Telemedizinprojekt mit dem Forschungskolleg der Universität Siegen, das beschlossene Medizinerstipendium, die neue Webseite landarzt-ak.de und das Medizinercamp gehören dazu. Wir dürfen keine noch so kleine Chance vorbeiziehen lassen.
Hatten Sie sich den Start in die neue Aufgabe schwieriger vorgestellt?
Nein. Natürlich hatte und habe ich Respekt vor der neuen Aufgabe. Aber ich habe schon in der Übergabe-Phase mit Michael Lieber gemerkt, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mir den Start so leicht wie möglich machen, auch wenn die Themen und Aufgaben in den ersten 100 Tagen im Amt in der Tat sehr vielfältig waren und weiter sind. Aber ich weiß ein hervorragendes Team in den einzelnen Abteilungen um mich, wo nicht nur Probleme beschrieben, sondern Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt werden. Das ist unser gemeinsamer Anspruch.
Die ersten 100 Tage haben Sie gewiss schon auf Trab gehalten dank Diskussion um Krankenhausstandort, medizinische Versorgung in der Region (Stichwort Hausärztemangel) und Haushalt fürs nächste Jahr. Wie ist der Stand in Sachen Haushalt vor dem Hintergrund, dass 1,4 Millionen Euro eingespart werden sollen und auch müssen?
Die 1,4 Millionen Euro betreffen ja den laufenden Haushalt 2019. Die müssen laut Haushaltsverfügung der Aufsichtsbehörde in diesem Jahr eingespart werden. Wir werden den laufenden Haushalt 2019 nicht um 1,4, sondern um rund 6 Millionen Euro – Stand Mitte Oktober – verbessern, auch wenn es trotzdem bei einem deutlichen Minus bleibt. Bei den Planungen für 2020 steht am Montag die abschließende Sitzung des Kreisausschusses vor dem Kreistag an. Dieser Sitzung und den Fraktionen möchte ich nicht vorgreifen, aber wir haben durch viel Kommunikation in den letzten Wochen – auch zum Haushaltskonsolidierungskonzept – erreicht, dass wir insgesamt breite Zustimmung für den Haushalt haben werden.
Wird die ADD den Haushalt absegnen?
Wie gesagt: Fraktionen und Verwaltung haben ausgiebig beraten. Die bisherigen Planungen habe ich der ADD vorgestellt und bin guter Dinge, dass deren Forderungen mit den Überlegungen bei uns in Einklang zu bringen sind.
Macht Ihnen die Flut der vielen (Abend)Termine zu schaffen?
Die hatte ich ja auch als Landtagsabgeordneter bereits. Derzeit ist es natürlich so, dass viele Organisationen und gesellschaftliche Gruppen einfach einmal den neuen Landrat kennen lernen wollen, insofern ist der Kalender schon vollgepackt. Ich wiederhole mich: Es macht großen Spaß. Und deshalb ist es keine Last.
Hat der Landrat Dr. Peter Enders überhaupt noch Zeit für Privates?
Es ist nicht ganz einfach, das war es aber auch vor dem Wechsel von Mainz nach Altenkirchen so. Ich versuche, immer ein offenes Ohr zu haben und mit vielen Menschen zu reden. Man muss sich aber einfach bestimmte Zeiträume schaffen, die privat sind und nur der Familie gehören.
Bereuen Sie nach den ersten 100 Tagen (2822 folgen noch) den Schritt, dieses Amt angetreten zu haben?
Nein! Dazu besteht kein Anlass. Ich habe mir den Schritt zur Kandidatur bekanntlich sehr gut überlegt. Die Arbeit macht Freude, und ich habe ein tolles Team um mich herum. Im Kreistag arbeiten wir konstruktiv und sachbezogen über Fraktionsgrenzen hinweg zusammen, haben aus meiner Sicht die Kommunikation erkennbar verbessert. Natürlich gibt es Daueraufgaben: Da ist die Haushaltssanierung, die wir am Ende aber nicht ohne Bund und Land schaffen. Da sind die Kreisstraßen, die ich derzeit auch selber in Augenschein nehme. Das ist der nächste Schritt beim Breitbandausbau für Gewerbegebiete, Schulen und Krankenhäuser. Da ist das Klimaschutzkonzept, das weiterentwickelt werden muss. Das Thema Tourismus wird uns beschäftigen: Hier wollen wir mit den Nachbarkreisen gemeinsam schlagkräftiger werden und dessen Strukturen verbessern. Die Liste der Herausforderungen lässt sich fortsetzen. Deshalb habe ich aber nichts zu bereuen.
Was wünschen Sie sich für die nächsten Tage, Wochen und Monate?
Zunächst einmal wünsche ich allen Menschen im Kreis ein frohes Weihnachtsfest – so, wie sie selber es sich wünschen! Und wenn wir über Weihnachten reden: Ich halte es für wichtig, dass alle, die Verantwortung tragen in der Gesellschaft, auch daran arbeiten, ein Auseinanderklaffen der Gesellschaft, das sich abzeichnet, zu stoppen. Dazu muss man mehr miteinander als übereinander reden, und das am besten von Angesicht zu Angesicht und nicht nur über digitale Stammtische. Vorher kommt für die Kreispolitik – ich habe es schon angesprochen – noch die Verabschiedung des Haushalts 2020, der hoffentlich von einer breiten Mehrheit getragen wird. Und für das neue Jahr gibt es weiterhin viel zu tun: Ich möchte, dass wir beim Bundesprogramm „Smarte Landregionen“ dabei sind und dass wir bei der Digitalisierung vorankommen, auch innerhalb der Verwaltung. Die Infrastruktur bleibt Dauerthema, lokal und überregional. Persönlich liegt mir auch die Zusammenarbeit mit den Nachbarkreisen am Herzen: Mit Neuwied und dem Westerwaldkreis starten wir im Januar 2020 mit „Wir Westerwälder“ durch, aber auch mit den Nachbarn im Bereich NRW suche ich das Gespräch. Unter anderem treffe ich in der nächsten Woche den Landrat des Rhein-Sieg-Kreises zum Austausch. Auch hier gilt: Kommunikation ist heute wichtiger denn je. Dazu planen wir derzeit übrigens eine regelmäßige Sprechstunde des Landrates. (hak)
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Nachricht vom 06.12.2019 |
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