AK-Kurier
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Nachricht vom 18.01.2020
Wirtschaft
Diese Fehler im Netz machen wir immer wieder – und sie kosten teils richtig Geld
Nein, Neuland ist das Netz für die allermeisten Normalverbraucher schon seit 20 Jahren nicht mehr. Dennoch tappen auch viele Routiniers immer wieder in Fettnäpfchen, die sie teuer zu stehen kommen.
Das Internet ist für die meisten allgegenwärtig. Genau das verführt aber oft dazu, dass wir aus Unbedarftheit Fehler begehen. Foto und Quelle: fancycrave1 | pixabay.comFür die meisten Menschen ist das Netz längst eine Umgebung, in der sie sich täglich bewegen – meistens nicht minder natürlich als jene Generation von Jugendlichen und Jung-Erwachsenen, die gar kein Leben mehr ohne Web kennt.

Allerdings lässt sich immer wieder beobachten, dass wir, vielleicht gerade wegen dieser Routine, Fehler begehen. Manchmal sind diese einfach nur unnötig, weil sie etwas erschweren. Teils aber kosten sie Geld. Dabei lässt sich alles auf ziemlich einfache Weise vermeiden. Besonders „gern“ begangene Fehler und ihre Abhilfe zeigt der folgende Artikel.

1. Fehler: Blindes Akzeptieren von Mindestwerten

• „Sie sind noch 11,67 Euro von der Mindestbestellsumme entfernt“.
• „Dieses Produkt können Sie nur erwerben, wenn die Summe Ihres Warenkorb-Inhaltes mindestens 25 Euro beträgt“.
• „Noch 34 Euro bis zum kostenlosen Versand“.

Solche und ähnliche Meldungen dürften wir alle schon mal gesehen haben. Ihnen gemein ist, dass sie vor allem bei niedrigpreisigen Produkten einen Preis prozentual stark hochtreiben – wenn man in der Online-Drogerie Parfum für 28 Euro will, tun die zwei Euro bis zur Mindestbestellmenge nicht weh. Will man aber nur Pflaster und Iod für 15 kaufen, sehr wohl.

Eigentlich sind Mindestbestellwerte ein Relikt der Netz-Vergangenheit. Dennoch benutzen viele Geschäfte sie nach wie vor – obwohl selbst Amazon jüngst von seiner ähnlich gelagerten Plus-Produkte-Praxis abgerückt ist.

Wer tatsächlich dann „irgendwas“ in den Warenkorb packt, nur um auf den Mindestbestellwert oder Kostenlos-Versand zu kommen, geht dieser Praxis auf den Leim. Denn sie dient ausschließlich dazu, Geld zu machen – das notwendige Kommissionieren, Verpacken und Versenden bedeutet für Händler ungeachtet des Kaufwerts immer einen ähnlichen Aufwand und somit Kosten, weshalb bei geringeren Kaufsummen der Gewinn niedriger ist.

Unser Rat: Es gibt im Netz praktisch nichts, was nur auf einer Seite angeboten wird. Bevor man also derartige Preistreiberei mitmacht, sollte man sich lieber nach einem anderen Shop umsehen.

2. Fehler: Grundsätzlich online kaufen
Theoretisch ist Onlinekauf deshalb günstiger, weil viele verteuernde Faktoren des Offlinehandels wegfallen – etwa Miete für ein Ladengeschäft in guter Lage. Praktisch hingegen ist der Preis nicht zwingend niedriger. Experten gehen sogar davon aus, dass weniger als die Hälfte aller typischen Produkte online tatsächlich billiger ist.
Dennoch herrscht in vielen Köpfen diese „Online = günstiger“-Mentalität. So gehen sie für vieles, was vielleicht sogar in nächster Umgebung in einem Geschäft angeboten wird, ins Netz und bezahlen drauf.

Und selbst wo etwas online tatsächlich günstiger ist, ist der Default-Netzkauf falsch. Denn immerhin benötigt selbst der fixeste Versand trotzdem mindestens einen Tag, wo es im Ladengeschäft vielleicht nur Minuten sind.

Ergo: Nicht grundsätzlich im Netz kaufen, sondern immer wieder prüfen, ob es das gleiche Produkt nicht um die Ecke gibt – schneller und günstiger.

3. Fehler: Blindes Tippen im Sportbereich
Wir hier im Vest leben in einer Region, die die wohl höchste Dichte an Fußballleidenschaft in der ganzen Republik aufweist. Und natürlich gibt es deshalb bei uns unzählige, die vor jedem Bundesliga-Spieltag, jedem Pokalspiel, jedem Champions-League-Termin Tipps abgeben.
Längst ist das Mittel der Wahl dazu ebenfalls das Internet. Schon, weil hier der Komfort gegenüber dem Gang zum Offline-Wettbüro gnadenlos überwiegt. Allerdings lassen sich viele von der Menge an Online-Anbietern überwältigen. Im Zweifelsfall wird dann derjenige gewählt, bei dem vielleicht die Kollegen oder Freunde ebenfalls ein Konto haben.
Derartiger Herdentrieb kann schon deshalb teuer sein, weil die meisten Anbieter (etwas) unterschiedliche Quoten haben. Noch größer wird der Fehler aber, weil sie alle unterschiedliche Wettbonus-Summen offerieren und es auch keine gleichlautende Auszahlungspolitik für die Boni gibt.

Hier kann man nur raten: Vergleichen und immer wieder vergleichen. Gerade wenn man so regelmäßig tippt, wie Oma früher Lotto spielte, macht das einen gewaltigen Preisunterschied.

4. Fehler: Grundsätzliches Amazon-Klicken
Amazon ist auch deshalb der größte Onlinehändler des Planeten, weil er auf dem Marketplace unzählige Drittanbieter versammelt, die Amazons Infrastruktur nutzen, um hier ihre Dinge mit größerer Reichweite zu verkaufen.

Doch genau hier liegt auch der Grund für einen Fehler, den wir alle wohl schon begangen haben: Die meisten Menschen haben verinnerlicht, dass sie auf Amazon im Zweifelsfall all das finden, was sie andernorts lange suchen müssten. Bloß wissen viele nicht, dass jeder Händler, der über diesen Marketplace verkauft, natürlich eine „Standgebühr“ abführen muss – umsonst ist auch zwischen den Onlinehändlern nichts.

Diese Gebühr ist prozentual an die Verkaufspreise geknüpft – inklusive Verpackung und Versand. Was machen also die meisten Händler? Sie erhöhen für ein Marketplace-Produkt den Preis gegenüber dem Wert, den sie auf ihrer eigenen Shopseite aufrufen. Die Verbraucherzentrale NRW fand erst 2019 heraus, dass diese Erhöhung teilweise sehr happig ausfällt.

Was also tun? Sobald man ein Produkt auf Amazon von einem Seller erwerben möchte, sollte man googeln, ob der Verkäufer keine eigene Seite betreibt – und dort den Preis gegenprüfen.

5. Fehler: Überteuertes Flug-Buchen
Der Homo Digitalis, der digitale Mensch geht natürlich auch für die Buchung seines wohlverdienten Jahresurlaubs nicht mehr grundsätzlich ins Reisebüro. Was an sich nicht schlimm ist, denn tatsächlich lässt sich dadurch, dass man sich die Sachen selbst zusammenstellt, oft so mancher Euro sparen.

Was dabei allerdings – wie so oft im Netz – der große Fehler ist, ist das Beharren auf starren Vorgehensweisen. Das bringt uns zu den Flugsuchmaschinen. Viele Menschen beginnen die Zusammenstellung ihres Urlaubs hier, denn die Portale versprechen meist, die günstigsten Flüge anzubieten.

Genau damit begehen wir aber einen vermeidbaren Fehler. Diesmal war es die Stiftung Warentest, die durch Stichproben herausfand, dass auf diesen Portalen ein und dieselben Flüge oft teurer sind als bei der Airline selbst – im Schnitt um rund 30 Prozent, in Einzelfällen sogar die Hälfte.

Das hat mehrere Gründe, eine Provision gehört allerdings nicht dazu:
1. Über die Portale sind Service-Angebote der Airlines häufig teurer, etwa Sitzplatzreservierungen, (Zusatz-)Gepäck usw.
2. Oft unterscheiden sich die Preise je nach Zahlungsmethode. Besonders für beliebte Systeme werden häufig Aufpreise verlangt.
3. Es werden teilweise Abo-Modelle offeriert, die eine dauerhafte Zahlung nach sich ziehen.

Auch hier sollte die Antwort lauten, vor dem Klick auf „Buchung bestätigen“ einen zweiten Browser-Tab zu öffnen und kurz bei der Airline selbst nachzuschauen.

6. Fehler: Alles übers Handy machen
Das Netz ist längst für die meisten Menschen mobil geworden – nach Endgeräten aufgeschlüsselt läuft schon seit Jahren eine Mehrheit des Traffics über Smartphones sowie ferner Tablets. Notebooks und erst recht stationäre Rechner werden immer unbedeutender.
Schon das kann teuer werden. Denn für den Betreiber einer Webseite sind sehr viele Daten des Aufrufenden ersichtlich. Darunter auch das Gerät bis hinunter zum konkreten Modell.

Das lässt natürlich Rückschlüsse zu und darüber Preisgestaltung. Wer etwa von einem Oberklasse-Smartphone aus auf eine Seite zugreift, bekommt häufig durch ein Prinzip namens Dynamic Pricing einen höheren Preis angezeigt als jemand, der von einem Mittelklassegerät zugreift.

Und selbst in der heutigen Welt, wo Mobil so bevölkerungsdurchdringend geworden ist, sorgt das gleiche Prinzip noch häufig dafür, dass mobile Seitenaufrufe teurer sind als solche von klassischen Computern.

Doch das ist nur ein Grund, warum man nicht für alles bloß das Handy hervorziehen sollte. Der andere: Alle möglichen Anbieter versuchen heute, Kunden dazu zu bewegen, ihre App zu nutzen – anstatt die Seite ganz normal über den Browser aufzurufen. Der vorgeschobene Grund dafür ist immer erhöhter Komfort bzw. mehr Schnelligkeit.

Doch just das erkauft der Kunde sich ebenfalls. Denn eine App ermöglicht dem, der sie baut, einen viel tiefergehenden Zugriff auf Daten als ein Browser – der aus Sicherheitsgründen meist automatisch zur Geräteseite hin „blockt“. Wenn man eine Webseite im Browser schließt, ist die Verbindung gekappt. Apps hingegen sind oft im Hintergrund aktiv und müssen häufig umständlich manuell begrenzt werden.

Deshalb: Vor allem wenn es um Käufe geht, sollte man ruhig öfters den alten Rechner hervorholen, statt das Smartphone. Und wenn das zu unbequem ist, sollte man wenigstens nicht für alles eine App nutzen, sondern den nur unwesentlich unkomfortableren Browser. (PRM)
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