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Nachricht vom 26.03.2020
Kultur
Klara Schrupp und Pfarrer van Kerkhof trotzen der Corona-Krise
Die Autoren Christiane Fuckert und Christoph Kloft halten jeden Tag ein kostenloses Online-Angebot für ihre Leser parat, das die Kuriere täglich publizieren. Der Beitrag kann gelesen, weitergeschickt oder kopiert und an ältere Menschen, die mit der Technik nicht so sehr vertraut sind, weitergegeben werden. Vielleicht findet sich auch der ein oder andere Vorleser. Den Anfang macht die Geschichte „Klara trotzt Corona - Die Limburger Pfarrhausermittler lassen sich nicht unterkriegen“.
Symbolfoto: Helmi Tischler-VenterKölbingen. Täglich neue Episoden mit den Protagonisten der Limburger Pfarrhaus-Krimis, Klara Schrupp und Pfarrer Willem van Kerkhof, bieten die Autoren Christiane Fuckert und Christoph Kloft ihren Lesern an. Die Geschichten um die schrullige Haushälterin und ihren gutmütigen Chef sollen in dieser schweren Zeit etwas Trost, Unterhaltung und hin und wieder vielleicht sogar ein Lächeln spenden. Schließlich gehören auch Klara und van Kerkhof zur älteren Generation und damit zur sogenannten Risikogruppe. Ebenso wie alle Menschen sorgen sie sich um ihre Gesundheit und die aktuelle Entwicklung, wobei vor allem Klara natürlich wie immer ihre ganz eigene Art hat, mit ihren Ängsten umzugehen. Dabei kommt es wieder zu den üblichen Scharmützeln mit Pfarrer van Kerkhof, der der gebürtigen Westerwälderin ihre nicht immer sehr taktvolle Art aber meist nachsieht.

Indem sie die Leserinnen und Leser auf unterhaltsame Art am Alltag der beiden teilhaben lassen, hoffen Kloft und Fuckert, dem ein oder anderen in diesen Tagen eine Freude zu bereiten und vielleicht auch etwas Mut zu machen. Immer um die Mittagszeit werden neue Episoden veröffentlicht, die zu finden sind unter www.christoph-kloft.de.

Klara trotzt Corona - Die Limburger Pfarrhausermittler lassen sich nicht unterkriegen

In dem kleinen Garten hinter dem Pfarrhaus stand Klara, die Hände in die Seiten gestemmt und unablässig auf den Zehen wippend, damit sie an Größe gewann. „Herr Pfarrer, kommen Sie doch mal raus! Also, entweder haben sich meine Augen gebessert oder die Sicht ist besser geworden. Schauen Sie mal, wie gut man die Domspitzen sehen kann!“ Van Kerkhof war hinter seine Haushälterin getreten und lächelte zufrieden. „Sie haben es auch festgestellt.“ „Was von beidem denn nun?“, fragte Klara ungeduldig.

„Na, dass wir so klare Luft haben und der Himmel so tiefblau ist. Vielleicht hat sich da wirklich etwas getan. Ich kann es mir gut vorstellen, wenn man bedenkt, dass zurzeit viele Belastungen ausbleiben. Der Flugverkehr wurde stark eingeschränkt, es fahren weniger Autos und weniger Schornsteine rauchen …. Wir haben ja heute Morgen den Bericht der Virologin über die Luftverhältnisse gelesen und dass man derzeit überall im Land eine gute Fernsicht hat. Zum einen durch ein Hochdruckgebiet, das uns saubere kalte Luft aus Sibirien bringt und eben durch weniger Luftverschmutzung. Es gibt keine Trübungen und keine Schlieren am Himmel, selbst die Sternenforscher sind glücklich über die bessere Sicht.“ Der Pfarrer machte eine Pause, bevor er weitersprach: „Eine kluge Person hat vor langer Zeit einmal etwas zu mir gesagt.“

„Nun reden Sie schon, machen Sie doch nicht immer alles so übertrieben spannend!“ „Sie hat gesagt: Nichts ist so schlecht, dass es nicht für irgendetwas anderes auch wieder gut sein kann.“ „Ha, das war ich!“, erinnerte sich Klara umgehend, und als ihr bewusst wurde, dass sie diese Äußerung ihres Chefs mit einem Lob in Verbindung bringen durfte, brachte sie, wenn auch innerlich ein wenig stolz, das Thema schnell auf etwas anderes.

„Aber unsere Kirche hier drüben, die erfährt nichts Gutes zur Zeit. Endlich ist das Dach mal dicht, da müssen wir die Türen schließen!“ Der Pfarrer nickte wehmütig. „Ja, mir fehlt auch der Kontakt zu meiner Gemeinde. Dass keine Gottesdienste mehr stattfinden, und auch sonst keine Begegnungen, sogar die Erstkommunion wurde abgesagt, das ist schon sehr traurig. Gerade jetzt würde uns allen das Miteinander im Namen Gottes so gut tun.“ Er drehte sich zur Seite und griff in seine Westentasche, was Klara nicht entging. „Das ist doch nicht Ihr Ernst! Sie haben da schon die zweite Banane für heute in den Fingern. Dabei wissen Sie doch genau, dass Fruchtzucker auch Zucker ist!“

„Aber meine Liebe, uns wurde doch heute Mittag noch im Fernsehen geraten, in dieser schweren Zeit zu Nahrungsmitteln zu greifen, die Glückshormone erzeugen. Und das waren Bananen und Milch und Fisch und Eier … und Schokolade ...“ „Unterstehen Sie sich! Das war mir klar, dass das jetzt für Sie ein Freibrief ist, laufend die Nase in unsere Speisekammer zu stecken.“

„Ich muss schon sagen“, entgegnete der Pfarrer unbeeindruckt von Klaras Rede, „Sie haben gute Vorräte für uns angelegt. Nur die drei Familienpackungen Toilettenpapier im Schrank unter der Treppe finde ich doch etwas übertrieben. Hamstern sollte man auf keinen Fall in dieser Zeit!“ „Ich und hamstern!“ Klara regte sich mächtig auf. „Was denken Sie von mir!? Das Toilettenpapier habe ich schon lange vorher gekauft! Außerdem kaufe ich nicht mehr ein, das wissen Sie doch!“

„Ist ja schon gut, meine Liebe!“, versuchte van Kerkhof sie zu besänftigen. Natürlich weiß ich, dass unser Sozialarbeiter Siggi das für uns macht!“ Doch Klara wollte sich immer noch nicht beruhigen: „Als ob ich den Leuten das Toilettenpapier vor der Nase wegkaufen würde! Wissen Sie, da kann ich mir zur Not ganz anders helfen. Nach dem Krieg da hatten wir nur ein Plumpsclo, und daneben hing in schönen Stücken die Tageszeitung ...“ „Das war bei uns nicht anders“, nickte der Pfarrer. „Dass Sie in Holland damals schon so weit waren und eine Zeitung hatten!“ „So rückständig waren wir auch nicht“, schmunzelte van Kerkhof.

„Und bei uns im Westerwald hatte jeder einen Keller voller Kartoffeln, und wenn dann mal eine Lage war wie heute, dann hätte man eben vierzehn Tage lang Kartoffeln gegessen. Heute leben wir ja alle von der Hand in den Mund und sind auf die Geschäfte angewiesen!“ „Da haben Sie recht“, sagte der Pfarrer. „Und das mit den Vorräten war bei uns nicht anders.“ „Nur dass sie bei euch in Holland wahrscheinlich den Keller voller Tulpen hatten!“ „So wird es gewesen sein“, meinte der Pfarrer nur lächelnd. (Kloft/Fuckert)


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