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Nachricht vom 14.04.2020
Kultur
Klara trotzt Corona, XIII. Folge
Die Limburger Pfarrhausermittler haben Ostern virusfrei überstanden und werden auf ihre unterhaltsame Art weiterhin der Corona-Epidemie trotzen, denn die Autoren Christiane Fuckert und Christoph Kloft schreiben täglich eine neue Episode, mit der Sie in dieser schweren Zeit am Alltag der schrulligen Haushälterin Klara Schrupp und ihres gutmütigen Chefs Pfarrer van Kerkhof teilhaben können.
SymbolfotoKölbingen. Klara trotzt Corona, Folge XIII vom 14. April
„Herr Pfarrer, nun essen Sie doch nicht so viele Eier!“ „Liebe Klara, die Fastenzeit ist vorbei“, sagte van Kerkhof, während er weiter Stück für Stück der bunten Schale entfernte. „Aber davon kriegen Sie eine Verstopfung. Und so viele Eier sind auch nicht gut für Ihr Cholesterin!“ „Meine Werte sind alle in Ordnung, das hat mir der Arzt neulich noch bescheinigt!“ „Aber jetzt, wo wir Corona haben, muss das alles noch mehr in Ordnung sein als sonst“, mahnte die hartnäckige Haushälterin. „Ich zum Beispiel passe noch mehr auf als sonst. Wenn ich so viele Eier essen würde wie Sie ...“ Klara verzog angewidert das Gesicht. „Oder wenn ich so viel Kaffee in mich reinschütten würde ...“

„Ich bin Holländer. Und eine gute Tasse Kaffee gehört für uns dazu, meine Liebe!“ „Aber wenn Sie erst mal mein Sodbrennen gehabt hätten. Wenn ich nur zwei Tassen Kaffee trinke, dann stößt es mir so sauer auf und … Pfui Teufel!“ Klara schüttelte sich.

„Dafür haben Sie ja Ihr Bullensalz!“ „Nennen Sie es ruhig so. Aber es hilft.“ „Dann ist es ja gut.“

„Und Sie haben fast das ganze Osterlämmchen verdrückt!“ „Wenn ich nichts davon gegessen hätte, wären Sie enttäuscht gewesen. Ich wollte doch nur Ihre Backkünste anerkennen.“ „Aber dafür hätte auch ein Stück gereicht.“ „Ich werde mich zusammenreißen, meine Liebe“, sagte der Pfarrer, während er genüsslich in sein Ei biss.

Klara kramte in ihrer Kittelschürze und förderte mehrere Zettel zutage. „Hier, Herr Pfarrer, die neuen Prospekte sind da.“ „Ja und?“ „Da ist auch einer mit Fahrrädern drin. Sie wollten sich doch so ein neues elektrisches kaufen.“

„Ein E-Bike meinen Sie? Daraus wird nichts!“ „Aber Sie haben doch schon lange darauf gespart.“ „Ja, und jetzt ist das Geld weg. Ich habe es meinem Bruder geschickt!“ „Dem Jan?“ „Nein, dem Wim.“ „Ist der knapp bei Kasse?“ „Das kann man so sagen. Der Arme hat ein großes Tulpenfeld. Und jetzt kann er wegen Corona seine schönen Tulpen nicht verkaufen.“ „Die schönen Blumen!“, regte sich Klara auf. „Aber wer möchte sie in dieser Zeit schon haben?“

„Sie sagen es. Die Krise trifft nicht nur meinen Bruder, sondern alle Blumenzüchter. In Holland wandern in diesen Tagen Millionen von Tulpen in die Container.“ Der Pfarrer schlug die Hände vor dem Gesicht zusammen. „Het is een ellende!“, verfiel er dabei in seine Muttersprache.

„Das ist wirklich ein Elend, Herr Pfarrer!“, pflichtete Klara ihm voller Mitleid bei. „Das ist es. Und für viele Tulpenbauern bricht damit die Existenz zusammen. Tulpen kann man nicht aufheben und warten, bis das Virus wieder ausgewandert ist. Sie haben es ja Ostern in der Übertragung aus Rom gesehen: Nicht mal der Petersplatz war wie sonst mit holländischen Blumen geschmückt. Den Kollegen meines Bruders geht es genauso schlecht wie ihm. Sie waren immer so stolz darauf, dass sie auf diese Weise ihren Teil zum Osterfest in der Heiligen Stadt beitragen konnten. Und nun das! Niemand von ihnen kann seine Tulpen mehr unter die Leute bringen.“

“Ganz furchtbar!“ Klara schüttelte fassungslos den Kopf. „Und was kann man da machen?“ „Ich fürchte, nicht viel“, gab van Kerkhof traurig zur Antwort. „Ich habe mit meinen Geschwistern beschlossen, dass wir zusammenlegen und dem armen Wim so wenigstens einigermaßen in die Runde helfen!“

„Über die Runden helfen, meinen sie.“ „Ja, wahrscheinlich meine ich das.“ „Dabei ist der Wim so ein lustiger Mensch. „Im Moment hat er nur noch Sorgen.“

„Sie hätten mir das sagen sollen, Herr Pfarrer. Mir wäre bestimmt was eingefallen!“ „Sie haben genug um den Kopf, meine Liebe. Und was soll man die Menschen hier mit den Problemen der niederländischen Nachbarn belasten? Jeder hat in diesen Tagen sein eigenes Kreuz zu tragen.“ „Ich habe auch noch was gespart!“ „Das ist sehr lieb von Ihnen. Aber lassen Sie mal, meine Gute. Wir Geschwister bekommen das schon hin. In solchen Zeiten muss man zusammenhalten.“

„Ich sehe gleich nach, wie viel auf meinem Sparbuch noch drauf ist.“ Klara stand auf, wobei ihr Blick kurz auf dem Tisch haften blieb. „Aber den Korb mit den Eiern nehme ich besser mal mit“, sagte sie nun wieder im altbekannten Tonfall. „Ich weiß doch, dass Sie nur darauf warten, bis ich weg bin.“

Und schon zog sie dem verdutzten Pfarrer das Körbchen mit den bunten Eiern unter der Nase weg und eilte davon. (www.christoph-kloft.de)

Bisher erschienene Fortsetzungen:
Klara trotzt Corona, XII. Folge
Klara trotzt Corona, XI. Folge
Klara trotzt Corona, X. Folge
Klara trotzt Corona, IX. Teil
Klara trotzt Corona, VIII. Teil
Klara trotzt Corona, VII. Teil
Klara trotzt Corona, VI. Teil
Die Limburger Pfarrhausermittler: Klara trotzt Corona, V. Teil
Die Limburger Pfarrhausermittler - Klara trotzt Corona, IV. Teil
Klara trotzt Corona, dritter Teil
Klara trotzt Corona, zweiter Teil
Klara Schrupp und Pfarrer van Kerkhof trotzen der Corona-Krise

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