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Nachricht vom 05.05.2020
Region
Die Tafel hilft Bedürftigen auch in Zeiten von Corona
Es waren und sind Herausforderungen, an die niemand - auch nicht im Entferntesten - gedacht hätte: Die Regularien, die auf die Corona-Pandemie zurückgehen, haben natürlich nicht vor Tafeln und Suppenküchen Halt gemacht. Umso bemerkenswerter: Nur ein einziges Mal musste der Altenkirchener Ableger seine Pforten geschlossen halten.
Eine Lieferung Salat ist angekommen. Sie musste nur wenige Minuten warten, ehe sie ins katholische Pfarrheim gebracht und für die Ausgabe vorbereitet wurde. (Foto: hak)Altenkirchen. Die Begriffe "Tafel" und "Suppenküche" sind untrennbar miteinander verbunden. Sie stehen für ehrenamtliches Engagement, das vielen Menschen zugute kommt. Die Corona-Krise indes hat die Arbeit der beiden sozialen Einrichtungen abrupt abstürzen lassen. Fast nichts ging mehr, die Beschränkungen der sozialen Kontakte auf ein Minimum ließen zunächst weder die Essensausgabe als auch die Lebensmittelversorgung nicht mehr zu. In aller Eile wurden Konzepte umgestrickt, um dennoch den Bedürftigen zu helfen. Lediglich einmal konnte die Altenkirchener Tafel nicht öffnen, inzwischen funktioniert die "Notvariante" mit einem Manko perfekt: Warme Mahlzeiten sind an den Dienstagen zu den traditionellen Öffnungszeiten nach wie vor tabu.

Zurück ins Pfarrheim
War bislang die Ausgabe von Brot, Gemüse, Obst & Co. vorübergehend unter freiem als "Open-air-"Treff auf dem Parkplatz des katholischen Pfarrheims in der Rathausstraße mit bereits zusammengestellten Lebensmittelpaketen die Lösung, macht sie einer Variante Platz, die der über Jahre praktizierten Version schon viel näher kommt. "Wir sind zurück im Gebäude", berichtet Bianka Thelen, die Koordinatorin. Der Ablauf orientiert sich nunmehr an einem Einbahnstraßenverkehr. "Die Menschen kommen rein, suchen sich aus, was sie gerne hätten, was dann zusammengestellt und übergeben wird. Dann verlassen sie durch den Notausgang den Pfarrsaal", geht sie ins Detail. So werde gewährleistet, dass sich niemand begegnet, der Sicherheitsabstand bleibe gewahrt. Ebenso wird der Eintritt reglementiert, um sicherzustellen, dass sich immer nur eine bestimmte Anzahl von "Kunden" im "Ladenlokal" aufhält. Für die Ehrenamtler als Organisatoren und Helfer gilt Maskenpflicht, Spuckschutz ist ein sechsfacher Ausfertigung im Einsatz.

Gepackt wird nichts mehr
Jedenfalls ist Thelen froh, dass die Zeit des Packens der Versorgungsrationen der Vergangenheit angehört. "Das war doch sehr viel Arbeit und Stress, alles so weit wie möglich gleichmäßig auf die Tüten zu verteilen. Wenn sich jetzt jeder wieder aussuchen darf, was er möchte, vermeiden wir zudem, dass Dinge, die fertig abgepackt waren, weggeworfen wurden, weil der Geschmack ein anderer war", zieht sie ein Fazit der vergangenen Wochen und nennt einen aus ihrer Sicht festgestellten Nachteil. Einen Mangel an Lebensmitteln habe es nicht gegeben, "da hat man schon gemerkt, dass andere Tafeln geschlossen hatten und wir davon profitieren konnten." Was sich bereits in Sachen "Sammelertrag" schon negativ niedergeschlagen hat: die Schließung des Rewe-Centers. Zwischen 70 und 90 Menschen sind es pro Woche, die auf die handfeste Unterstützung angewiesen sind. In der Suppenküche seien es 50 bis 60, die Größenordnung einer Zusammenkunft, die aktuell verboten ist. "Ich denke, es wird noch ein paar Monate dauern, bis auch die Ausgabe des Mittagsessens wieder normal funktioniert", vermutet Thelen. Zu den direkten Abnehmern vor Ort kommen noch einmal rund 25 Verbraucher, denen die Lebensmittel nach Hause geliefert werden. Zum einen sind es ältere Menschen, zum anderen solche, die den aktuellen Risikogruppen angehören.

Neue Freiwillige sind dabei
Dieser Umstand ist gleichfalls Bestandteil der Personalplanung. "Einige bleiben deswegen natürlich in den eigenen vier Wänden", berichtet Thelen, "die lassen wir auch bewusst dort." In die Bresche sind neue Freiwillige gesprungen, so dass alle Vorbereitungen als auch die eigentliche Ausgabe, die rund drei Stunden in Anspruch nimmt, ohne Komplikationen funktionieren. Für eine Position sucht Thelen einen weiteren "Mitarbeiter": "Ein zusätzlicher Auslieferungsfahrer wäre nicht schlecht." Bundesweit aufgekommene Kritik, dass die Hartz-IV-Sätze aufgrund der teils gestiegenen Lebensmittelpreise erhöht werden müssten, sind Thelen und auch Ute Weber von der Diakonie, die dem Leitungsteam angehört, bislang nicht zu Ohren gekommen.

3574 Lebensmittelpakete
Die statistischen Daten der Tafel Altenkirchen weisen für das Jahr 2019 aus, dass 673 Menschen aus 352 Haushalten registriert waren. 365 Männer, Frauen und Kinder aus 199 Haushalten nahmen Suppenküche und Tafel regelmäßig in Anspruch. Es wurden 3574 Lebensmittel-, 1244 Kuchenpakete und 1714 Mittagessen ausgegeben. Der größte Teil der Tafelbesucher bezieht Arbeitslosengeld II, dicht gefolgt von Beziehern niedriger Altersrenten. Die Tafel der Kreisstadt ist ein Kooperationsprojekt des Diakonischen Werkes, des Caritas-Verbandes (Träger), der Neuen Arbeit, der evangelischen als auch der katholischen Kirchengemeinde. Sie versteht sich als Teil der bundesweiten Tafelarbeit, ist Mitglied im Bundesverband Deutscher Tafeln und arbeitet nach dessen Grundsätzen. So werden auch von der Tafel Altenkirchen in Geschäften der näheren Umgebung Lebensmittel eingesammelt und einmal pro Woche verteilt. Wenn wieder möglich, wird gleichfalls einmal pro Woche ein Mittagessen angeboten. Der Einzugsbereich ist die Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld. Die Tafeln helfen allen Menschen, die der Hilfe bedürfen. (hak)

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