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Nachricht vom 05.05.2020
Region
Die Angst fährt mit: Nehmen Fahrschulen Betrieb wieder auf?
Es ist ruhiger geworden auf Deutschlands Straßen. Auch auf denen im Kreis Altenkirchen. Wer sich genauer den Verkehr betrachtet, wird ebenfalls feststellen: Die Zahl der Autos, die als Fahrschulfahrzeuge gekennzeichnet sind, ist wegen der Sars-Cov-2-Pandemie auf Null gefallen.
Mit Sicherheitsmaßnahmen in ihren Wagen müssen sich die Fahrschulen im Kreis Altenkirchen bei einer Wiederaufnahme des Betriebs intensiv beschäftigen. (Foto: hak)Altenkirchen. Keine Theorie, keine Praxis: Fahrschulen in Rheinland-Pfalz sind noch immer zum Nichtstun verdonnert, während die in Hessen oder Nordrhein-Westfalen schon ihrem Tagesgeschäft nachgehen dürfen. Mit einer möglichen Aufhebung des Berufsverbots am kommenden Montag verknüpft Petra Koch, die im AK-Land den regionalen Zusammenschluss im Fahrerlehrer-Verband Rheinland anführt, erhebliche Sicherheitsbedenken. Die entsprechende Verordnung, die die rheinland-pfälzische Landesregierung definiert und die die Rückkehr zur Normalität besiegeln soll, ist bislang nicht veröffentlicht worden, wie Jo Einig, Vorsitzender der Dachorganisation mit Sitz in Koblenz, auf eine Anfrage des AK-Kuriers erklärt.

Andere Bundesländer – andere Sitten
"Ich gehe davon aus, dass unter Auflagen alle Segmente wieder freigegeben werden", hofft Einig auf einen positiven Inhalt des Dokuments aus Mainz und meint, dass natürlich alle sicherheitsrelevanten Aspekte wie Mundschutz und Desinfektionsmittel sowohl während des theoretischen Unterrichts (plus Sicherheitsabstand) als auch während den Einheiten hinter dem Steuer zu beachten sein werden. Ein wenig Unverständnis äußert er zu dem Fakt, dass in der Nachbarschaft der Betrieb schon wieder aufgenommen worden ist. Das habe natürlich zu einer gewissen Unruhe unter den Fahrlehrern seiner Organisation geführt. "Wir sind umzingelt von Bundesländern, in denen wieder ausgebildet werden darf", sagt Einig. Dieser Umstand könne dazu führen, dass ein Fahrschüler beispielsweise in Nordrhein-Westfalen seine Unterweisung beginne, den Vertrag kündige, nach Rheinland-Pfalz wechsle, einen neuen Kontrakt abschließe und nach weiteren wenigen Praxisstunden den finalen Test ablege. "Der Prüfungsort ist gleich Wohnort", ergänzt Einig, weiß, dass seinen Kollegen mit dieser Vorgehensweise natürlich Umsatz verloren gehen könne.

Neustart am 11. Mai?
Sollte am Montag, und das ist der 11. Mai, die Rückkehr in den Alltag nicht gelingen, sieht Einig die Gefahr, dass einige der über 700 im Verband gelisteten Unternehmen, betriebswirtschaftlich gesehen, den "shut down" nicht überstehen. "Die Ungewissheit hat mit Sicherheit schon einige aufgefressen und ihnen schlaflose Nächte bereitet", vermutet er. Bislang habe er aber noch von niemandem gehört, der seinen Betrieb schließen müsse. Ein Grund sei auch, dass die finanziellen Unterstützungen des Landes - zwar mit ein wenig Verzögerung - die Empfänger erreicht habe. "Alle sind bis auf drei versorgt", zieht Einig die gute Zwischenbilanz. Zunächst sei hin und wieder etwas Hektik in dem Verfahren gewesen, aber dann habe sich das Prozedere eingespielt. Einig ist zuversichtlich, dass die Fahrschulen für den Tag "X" vorbereitet sind. "Wir bekommen den Start schnell hin, 95 Prozent schaffen das", weiß er um das fixe Mitziehen der Ausbildungsbetriebe. Zudem sei ausreichend Info-Material vorhanden, wie die Kunden zu schützen seien.

Die Angst bleibt
Koch ("Wir sind von 100 auf 0 zurückgefahren worden") hingegen ist sehr besorgt. "Die Angst bleibt", stellt sie deutlich heraus, weil sie weiß, dass im Auto dank der Nähe zwischen Lehrer und Schüler ein "gefährdeter Bereich" existiert. "Das ist nicht so einfach in so einem engen Raum", legt sie sich fest und wird deutlicher: "Inzwischen haben wir es auch teilweise mit einer Klientel zu tun, die Rücksicht nie gelernt hat." Zudem seien viele Kollegen über 50 Jahre alt, gehörten also schon ein wenig zu den Risikogruppen. Überhaupt fühlt sich Koch aktuell von Informationen abgehängt. Anträge seien abgelaufen, "wobei der Kreis zugesichert hat, dass solche automatisch um sechs Monate verlängert werden". Kontakt mit dem TÜV aufzunehmen sei mehrfach gescheitert. Was passiere mit Terminen, die vor der Einstellung der Arbeit festgelegt worden seien? Wie könne die Motorradausbildung noch garantiert werden? Wie könnten Berufskraftfahrer die geforderten Weiterbildungen erledigen? Das sind nur drei von vielen Fragen, die Koch gerne beantwortet haben möchte. Unter dem Strich steht für sie: "Wir hängen völlig in der Luft. Mitziehen müssen wir alle. Aber egal was, die Fahrschule ist immer Schuld." (hak)
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