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Nachricht vom 28.05.2020 |
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Kultur |
Klara trotzt Corona, XXX. Folge |
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Mit wöchentlich neuen Episoden möchten Ihnen die Autoren der Limburg-Krimis, Christiane Fuckert und Christoph Kloft, den Leserinnen und Lesern etwas Trost, Unterhaltung und hin und wieder vielleicht sogar ein Lächeln schenken, wenn Sie sehen, wie die schrullige Haushälterin Klara Schrupp und ihr gutmütiger Chef Pfarrer van Kerkhof ihren Alltag bewältigen. |
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Kölbingen. 30. Folge vom 28. Mai
Pfarrer van Kerkhof kam lächelnd in die Küche. „Was grinsen Sie denn so wie ein Honigkuchenpferd, Herr Pfarrer?“, empfing ihn Klara. „Ich habe gerade mit meinem Bruder Wim telefoniert. Er meint, wenn wir wollen, können wir im Sommer gerne zu ihm kommen!“
Klara ließ entsetzt die Zwiebel fallen, mit der sie sich gerade beschäftigt hatte. „Nach Holland? Niemals! Lieber mache ich in Katzenelnbogen Urlaub, als im Sommer ins Ausland in Urlaub zu fahren.“ „Aber Wim meint, dass sich die Lage doch allmählich entspannt.“ „Haben Sie es denn nicht in den Nachrichten gehört, Herr Pfarrer? Da ist auf einem Schlachthof wieder das Corona ausgebrochen.“ „Das ist bei uns auch passiert.“
Klara wischte sich die Hände an der Kittelschürze ab und machte einen Schritt auf ihren Chef zu. „Eben, Herr Pfarrer. Und deshalb fahren wir im Sommer nirgendwo hin.“ „Ich denke, zu dieser Entscheidung gehören immer noch zwei“, erwiderte van Kerkhof nun für seine Verhältnisse recht streng. „Wenn Sie Ihre Verwandten so lange nicht gesehen hätten wie ich die meinen ...“
„Das habe ich ja. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie die Anni und der Helmut aussehen. Und die wohnen gerade mal zwanzig Minuten mit der Bahn von hier entfernt.“ „Dann sollten wir die beiden auch demnächst mal wieder besuchen.“
„Jetzt muss ich mich aber doch mal hinsetzen!“ Klara zog sich einen Küchenstuhl heran. „Sie glauben also im Ernst, dass das Corona jetzt fertig ist? Gehören Sie also auch zu denen, die jetzt plötzlich unvorsichtig werden und ...“
„Ich gehöre zu niemandem“, entgegnete der Pfarrer, der dabei um einen möglichst ruhigen Tonfall bedacht war. „Aber ich sehe auch, dass die Zahlen zurückgehen und überall so langsam wieder Normalität einkehrt.“ „Das ist schon schlimm genug, dass jetzt jeder wieder macht, was er will, Herr Pfarrer. Dabei kann dieses widerliche Ding jederzeit zurückkehren. In Frankfurt haben sich über hundert Leute in einer Kirche angesteckt ...“
„Davon habe ich gehört.“ „Zum Glück war es keine katholische ...“ „Es ist auch so schlimm genug, meine Liebe.“ Van Kerkhof nahm nun ebenfalls am Küchentisch Platz. „Trotzdem wollen wir hoffen, dass an unserem Pfingstgottesdienst alle Maßnahmen sehr bedacht getroffen und ausgeführt werden.“
„Oh ja, unser Gottesdienst … in unserer Kirche. Das wurde aber auch Zeit, dass die Leute da wieder reinkönnen. Obwohl es heißt, dass man nur mit einer kleinen Gemeinde feiern darf. Was ist, wenn sie von allen Seiten kommen und unsere Kirche … stürmen?“
„Da müssen Sie keine Angst haben, Klara“, lachte der Pfarrer, „die meisten Menschen sind noch unsicher und verängstigt. Wir können froh sein, wenn eine Handvoll Gemeindemitglieder erscheint.“ „So wenig?! Das darf dann aber nicht nach außen dringen, dass bei uns nichts los war. Soll ich vielleicht doch ein bisschen Werbung machen?“
Wieder musste van Kerkhof lachen. Die widersprüchlichen Reaktionen seiner Haushälterin ließen durchblicken, wie sehr sie diese Krisensituation doch irritierte. „Lassen Sie uns mal alles langsam angehen“, sagte er daher mit ruhiger Stimme. „Damit künftig auch in den Kirchen wieder normale Umstände einkehren, ist es wichtig, dass alles erst einmal im Kleinen anläuft. So, wie auch in der Gastronomie und anderen Bereichen, wo viele Menschen aufeinandertreffen. Ansonsten wollen wir es halten, wie unsere Diözese es in der Zeitung schreibt: 'Wir sind nicht entspannt, bleiben aber ruhig.' Denn passieren kann trotz aller Vorsicht immer wieder etwas.“
„Da sehen Sie es, Herr Pfarrer. Grade haben Sie noch davon gesprochen, wie wichtig es ist, alles langsam anzugehen, und da kommen Sie mir mit Ihrem Holland!“ Klara schüttelte den Kopf. „Die Leute sind alle verrückt. In Thüringen haben sie das Corona jetzt schon ganz für beendet erklärt. Und wenn Sie jetzt ans Reisen denken, sind Sie genauso wie die.“
„Ich denke doch nur, dass wir langsam und mit aller Vorsicht wieder in unser normales Leben zurückfinden müssen, meine Liebe. Es kann schließlich sein, dass es noch sehr lange dauert, bis ein Impfstoff gefunden wird.“ „Und deshalb wollen Sie jetzt wieder munter nach Holland pilgern. Unverantwortlich nenne ich das!“ Klara wollte schon die Hand heben, um wütend auf den Tisch zu schlagen.
„Jetzt beruhigen Sie sich mal, Klara. Wenn es Ihnen so nahegeht, verschieben wir den Gedanken eben noch einmal. Außerdem kann ich notfalls alleine zu meiner Familie fahren.“ „Sie und alleine fahren? Diese weite Strecke? Sie verfahren sich ja schon hier in Limburg. Denken Sie nur mal dran, wie wir neulich zur 'WerkStadt' wollten. Eine dreiviertel Stunde haben wir gebraucht!“
„Ich würde das schon irgendwie schaffen, meine Gute. Jedenfalls werde ich den Wim und meine Familie in diesem Jahr ganz sicher noch besuchen. Ihm geht es schon schlecht genug, nachdem er fast seine ganze Tulpenernte wegwerfen musste.“
Jetzt nickte Klara einsichtig. Sie senkte den Kopf und ließ ihre Daumen umeinander kreisen. „Ja, da können einem zur Zeit ganz viele Menschen leidtun.“ Doch umgehend wirkte sie wieder zuversichtlich und ihre Wangen röteten sich. „Vielleicht gibt es den Impfstoff ja doch früher als bisher vermutet! Was meinen Sie, werden wir ältere Leute da zuerst drangenommen? Als Risikogruppe, meine ich. Ob man sich da jetzt schon anmelden muss? Oder kommen die von selbst auf uns zu? Na, bestimmt steht das in der Zeitung, was man da machen muss. Am besten lassen Sie sich zuerst impfen, damit ich Sie versorgen kann, wenn Sie das Zeug nicht so gut vertragen.“
Van Kerkhof musste lachen. „Sie meinen, ich soll für uns beide der Versuchshase sein?“ „Wenn schon, dann das Versuchskaninchen“, korrigierte Klara. „Aber Ihr schlechtes Deutsch interessiert mich jetzt mal gerade nicht. Nein, ich will Sie da nicht vorschicken, ich weiß nur, wie empfindlich Sie immer reagieren, wenn Sie was Neues ausprobieren. Und stellen Sie sich mal vor, wir würden uns beide gleichzeitig impfen lassen und Sie liegen dann zwei Tage im Bett und da wäre ich wieder für alles zuständig, obwohl ich selbst frisch geimpft wäre.“
Mit einer beruhigenden Geste gebot der Pfarrer seiner aufgeregten Haushälterin Einhalt. „Ich glaube, über solche Dinge brauchen wir uns noch lange nicht den Kopf zu zerbrechen. So bald wird es keine Impfungen geben. Genau aus den Gründen, die Sie da gerade aufzählen. Solch ein Stoff wird lange auf Verträglichkeit getestet. Man würde da kein Risiko eingehen, besonders nicht bei uns Älteren. Lassen Sie uns jetzt mal voller Vertrauen in die Zukunft schauen und Schritt für Schritt unseren Alltag gestalten.“
„Pah! Was heißt bei Ihnen schon gestalten! Wer gestaltet denn hier alles? Wer kocht, macht die Wäsche und die Betten und putzt das Haus? Sie bestimmt nicht, Sie Urlauber!“ Gleich darauf blitzten Klaras Augen auf. „Wir müssen jetzt aber mal anfangen, unsere Predigt zu schreiben. Hach, wie aufregend! Da muss natürlich auch das Corona mit rein. Ich wüsste auch, wie wir beginnen könnten ...“
„Das überlassen Sie dann doch bitte mir, meine Liebe. Wenn Sie mich schon als Urlauber bezeichnen, will ich doch endlich einmal beweisen, dass auch ich etwas zu tun habe.“ (www.christoph-kloft.de)
Bisher erschienene Fortsetzungen:
Klara trotzt Corona, XXIX. Folge
Klara trotzt Corona, XXVIII. Folge
Klara trotzt Corona, XXVII. Folge
Klara trotzt Corona, XXVI. Folge
Klara trotzt Corona, XXV. Folge
Klara trotzt Corona, XXIV. Folge
Klara trotzt Corona, XXIII. Folge
Klara trotzt Corona, XXII. Folge
Klara trotzt Corona, XXI. Folge
Klara trotzt Corona, XX. Folge
Klara trotzt Corona, XIX. Folge
Klara trotzt Corona, XVIII. Folge
Klara trotzt Corona, XVII. Folge
Klara trotzt Corona, XVI. Folge
Klara trotzt Corona, XV. Folge
Klara trotzt Corona, XIV. Folge
Klara trotzt Corona, XIII. Folge
Klara trotzt Corona, XII. Folge
Klara trotzt Corona, XI. Folge
Klara trotzt Corona, X. Folge
Klara trotzt Corona, IX. Teil
Klara trotzt Corona, VIII. Teil
Klara trotzt Corona, VII. Teil
Klara trotzt Corona, VI. Teil
Die Limburger Pfarrhausermittler: Klara trotzt Corona, V. Teil
Die Limburger Pfarrhausermittler - Klara trotzt Corona, IV. Teil
Klara trotzt Corona, dritter Teil
Klara trotzt Corona, zweiter Teil
Klara Schrupp und Pfarrer van Kerkhof trotzen der Corona-Krise
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Nachricht vom 28.05.2020 |
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