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Nachricht vom 08.10.2020
Wirtschaft
Handwerkskonjunktur nach Corona-Schock besser als erwartet
Dem Corona-Schock folgte nicht der Einbruch, der für die Gesamtwirtschaft im Frühjahr 2020 vorausgesagt wurde – das jedenfalls ergibt sich aus dem jüngsten Konjunkturbericht der Handwerkskammer (HwK) Koblenz unter 2.800 Betrieben. Im Frühjahr 2020 war die Stimmung unmittelbar nach dem Lockdown noch ganz anders: 66 Prozent der befragten Unternehmen prognostizierten einen Abschwung.
Symbolfoto: HandwerkskammerKoblenz. Jetzt sehen die Zahlen wesentlich besser aus, als damals erwartet: 85 Prozent beurteilen ihre Geschäftslage als gut und befriedigend. Zum gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 94 Prozent. „Damit haben wir ein Minus von neun Prozent. Das Handwerk hat sich also grundsätzlich als krisenfest erwiesen, auch wenn die Bilanz in den unterschiedlichen Branchen sehr unterschiedlich ausfällt“, lautet das erste Fazit von HwK-Präsident Kurt Krautscheid und Hauptgeschäftsführer Ralf Hellrich. Die Zahl der bei der HwK eingetragenen Handwerksbetriebe ist in den ersten zehn Monaten sogar von 19.830 auf 20.050 gestiegen. „Auch das steht für Wirtschaftskraft im Handwerk.“

Branchen im Handwerk unterschiedlich betroffen, Bauberufe melden gute Zahlen
Die Bau- und Ausbaugewerbe geben im 3. Quartal 2020 die beste Geschäftslagebeurteilung ab. Von den befragten Betrieben in den Bauhandwerken wie Maurer und Betonbauer, Zimmerer, Dachdecker oder Straßenbauer geben 96 Prozent und von den Betrieben der Ausbauhandwerke wie Tischler, Maler, Installateure und Heizungsbauer, Elektrotechniker oder Fliesenleger 90 Prozent eine gute oder zufriedenstellende Geschäftslage an.

Von den Betrieben der Nahrungsmittelhandwerke wie Bäcker, Konditoren, Fleischer informieren 86 Prozent über eine gute oder zufriedenstellende Geschäftslage. Hingegen sind nur 77 Prozent der Handwerke für den gewerblichen Bedarf wie Feinwerkmechaniker, Kälteanlagenbauer, Metallbauer, Gebäudereiniger und 74 Prozent der Kfz-Betriebe mit ihrer aktuellen Geschäftslage zufrieden. Die niedrigsten Werte geben aktuell die personenbezogenen Dienstleistungsgewerbe wie Friseure, Kosmetiker, Fotografen oder Schuhmacher und die Betriebe der Gesundheitsgewerbe wie Augenoptiker, Zahntechniker, Hörakustiker und Orthopädietechniker an.

Hier mussten die Betriebe zum Teil über Wochen schließen und von den Kunden wurden nicht unbedingt erforderliche Maßnahmen auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. 62 Prozent der personenbezogenen Dienstleistungsbetriebe und 60 Prozent der Betriebe aus den Gesundheitshandwerken beurteilen die Geschäftslage im Herbst 2020 als gut oder befriedigend. Viele der betroffenen Handwerksbetriebe konnten durch die Beantragung der Soforthilfe ihren Liquiditätsengpass abmildern und das Unternehmen weiterführen.

Betriebsauslastung und Umsatzentwicklung rückläufig
Die Beurteilung der Betriebsauslastung und Umsatzentwicklung im nördlichen Rheinland-Pfalz hat sich verschlechtert, einzelne Konjunkturindikatoren tendieren seitwärts oder leicht nach unten. 78 Prozent (Vorjahreswerte in Klammern: 87 %) der Befragten melden, dass sie zu mindestens 70 Prozent ausgelastet sind. Dies ist gegenüber der sehr guten Auslastung der Vorjahre ein deutlicher Rückgang. Der Auftragsvorlauf ist leicht von 11,1 Wochen auf jetzt 10,4 Wochen zurückgegangen.

Die Ergebnisse der Konjunkturindikatoren „Auftragseingang und Umsatzentwicklung“ liegen im Herbst 2020 ebenfalls unter den Vorjahreswerten. Konstante oder gestiegene Werte im Auftragseingang geben 75 Prozent (82 %) der befragten Betriebe an. In den kommenden drei Monaten gehen 80 Prozent (84 %) von einem gleichen oder höheren Auftragseingang aus. 76 Prozent (84 %) der Handwerker melden aktuell höhere oder gleiche Einnahmen. Für das nächste Quartal gehen 72 Prozent (83 %) von einer stabilen oder positiven Umsatzentwicklung aus. Der Preisdruck für die Betriebe bleibt ähnlich zum Vorjahr. Aktuell berichten 34 Prozent (46 %) über steigende Einkaufspreise, 16 Prozent können höhere Verkaufspreise bei ihren Kunden durchsetzen (26 %).

Investitionsbereitschaft verhaltender, Beschäftigungssaldo positiv
Das Investitionsklima im Kammerbezirk Koblenz bleibt insgesamt stabil. Derzeit investieren 57 Prozent (56 %) der befragten Betriebe eine durchschnittliche Summe von 29.000 Euro (31.000 Euro). In der aktuellen Herbstumfrage geben 72 Prozent (83 %) der Befragten höhere oder gleich hohe Investitionen an. In den nächsten drei Monaten planen 61 Prozent (69 %) der Befragten Investitionen in mindestens gleicher Höhe wie im Vorquartal vorzunehmen. Hierin sind auch Investitionen der Handwerker in die zunehmende Digitalisierung enthalten, um die Arbeitsabläufe im Handwerk weiter zu modernisieren oder zu automatisieren und den Mitarbeitern mobiles Arbeiten von zu Hause aus zu ermöglichen. Die Digitalisierungsberater der HwK Koblenz informieren Mitgliedsbetriebe kostenfrei zu diesen Themen.

Im Personalbereich nehmen in diesem Herbst 72 Prozent (69 %) der Befragten keine Veränderungen vor, 17 Prozent (19 %) stellen Mitarbeiter ein, 11 Prozent (12 %) nehmen Entlassungen vor. Hierzu hat im Handwerk auch die vereinfachte Möglichkeit der Beantragung von Kurzarbeitergeld beigetragen. Im kommenden Quartal planen 80 Prozent (81 %) keine personellen Veränderungen vorzunehmen, 10 Prozent (8 %) befürchten, Stellen abbauen zu müssen, 10 Prozent (11 %) der Befragten möchten zusätzliche Mitarbeiter einstellen.

Beratungsangebot der HwK Koblenz
Mit passgenauen Beratungsleistungen unterstützt die HwK ihre Mitgliedsbetriebe, ob in betriebswirtschaftlichen und rechtlichen Fragen, technologischen Transformationsprozessen, Umsetzung von Digitalisierungsmaßnahmen oder zu den aktuellen Themen rund um die Corona-Richtlinien.

Informationen zu Einzelheiten der Herbstbefragung 2020 bei der Handwerkskammer Koblenz, Telefon 0261/ 398-251, beratung@hwk-koblenz.de, www.hwk-koblenz.de.

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