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Nachricht vom 04.11.2020
Region
Mit dem Wolf leben lernen – Herausforderungen für Schäfer
Seit einiger Zeit ist nachgewiesen, dass ein Wolfsrudel im Kreis Altenkirchen lebt. Bislang hielt sich das Rudel eher im Hintergrund. Doch der Riss eines Weidentiers in Niederölfen vor einigen Wochen bereitet den Schäfern Sorgen. So auch Michael Kitsch, der mit seiner Herde durch die Region zieht. Er kritisiert dabei auch die Behörden.
300 Schafe umfasst die Herde von Michael Kitsch. (Fotos: LeaS)Kreisgebiet. Die Herde von Schäfer Michael Kitsch umfasst rund 300 Schafe. Jeden Tag hütet er, mit Unterstützung seiner drei Schäferhunde, seine Herde von morgens bis abends. Am Abend wird die gesamte Herde zurück auf eine mit Elektrozaun umzäunte Wiese getrieben. Dafür muss der Elektrozaun täglich auf- und abgebaut werden, damit Kitsch mit seinen Tieren weiterziehen kann. Es ist ein Elektrozaun, wie er von den Behörden empfohlen wird, um die Weidentiere vor den Wölfen zu schützen. Denn 2018 ist der Westerwald zum Präventionsgebiet Wolf erklärt worden. Das bedeutet, Halterinnen und Haltern von Schafen, Ziegen und Gatterwild haben innerhalb dieses Gebietes die Möglichkeit, Förderungen für Präventionsmaßnahmen wie wolfssichere Zäune zu beantragen. Auch Entschädigungen bei Angriffen durch den Wolf stehen den Tierhaltern zu.

Michael Kitsch hatte noch keinen Wolfsriss in seiner Herde. Jedoch sein Kollege aus Niederölfen, drei Kilometer weiter weg. Er rechnet damit, dass auch seine Herde bald betroffen ist. „Der Wolf soll nicht wieder vertrieben werden, es muss nur anders damit umgegangen werden“, findet Kitsch. Weidentiere seien für den Wolf leichte Beute, da sie nicht unbegrenzt wegrennen können. Daher sei es wichtig, diese zu schützen. Und genau da wünscht sich Kitsch mehr Unterstützung und Verständnis von Seiten der Politik.

Tipps seitens der Politik sind schwer umsetzbar
Die Behörden raten zunächst einmal zu einem Elektrozaun und bezuschussen diesen auch. Allerdings wird die Nutzungsdauer auf fünf Jahre festgelegt, Kitsch sieht die realistische Nutzungsdauer höchstens für drei Jahre gegeben. Die Zäune müssen täglich auf und abgebaut werden und Wind und Wetter standhalten.

Die Mindesthöhe des Zauns muss 0,90 Meter betragen, dass sei jedoch eine Höhe, die der Wolf leicht überspringen kann, hat er das einmal rausgefunden, erklärt Kitsch. Wölfe sind lernfähig. Manche Wölfe sind vielleicht verstört, wenn sie einen Schlag vom Elektrozaun bekommen habe und wagen sich nicht mehr in die Nähe des Zauns. Wieder andere Wölfe versuche es immer wieder, bis sie einen Weg durch den Zaun gefunden haben. Reicht ein Zaun mit einer Höhe von 0,90 Meter nicht aus, wird zur nächsten größeren Höhe von 1,10 Meter bis 1,20 Meter geraten. Das wiederum sei für ihn aber gar nicht möglich, da er solch einen Zaun gar nicht transportieren könne, erläutert Kitsch.

Zum Schutz der Tiere werden zudem Herdenschutzhunde empfohlen. Solche Hunde bleiben nachts bei den Schafen, um sie vor den Wölfen schützen. Eine Garantie, dass der Wolf nicht trotzdem angreift, sei dies jedoch nicht, weiß Kitsch. Herdenschutzhunde seien außerdem wieder ein zusätzlicher Kosten- und Zeitfaktor, da die Hütehunde nicht als Herdenschutzhunde eingesetzt werden können, sondern spezielle Hunde dafür angeschafft werden müssen.

Mehr Verständnis für die Situation der Schäfer gewünscht
Wenn ein Wolf ein Weidentier angreift, sollten die Behörden den Schaden grundsätzlich erstatten, wünscht sich Schäfer Michael Kitsch. Oft wird den Schäfern vorgeworfen, der Zaun sei nicht richtig angebracht oder es seien nicht genug Maßnahmen ergriffen worden, um die Herde zu schützen. „Es wird von den Schäfern erwartet zu lernen, mit den Wölfen zu leben, also ist es auch die Pflicht der Politik, uns ernst zu nehmen“, findet Kitsch. Er hofft nun erst einmal das Beste für sich und seine 300 Schafe und hofft, dass er von einem Wolfsangriff verschont bleibt.

Wer sich über Wolfsnachweise in Rheinland-Pfalz informieren möchte, kann dies online tun. Unter snu.rlp.de/de/projekte/woelfe/verbreitung-recht/wolfsnachweise-rlp/ werden alle gesicherten Nachweise eingetragen, sobald Wölfe genetisch oder anhand einer Foto- oder Videoaufnahme bestätigt wurden. Die Auflistung wurde vom Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten gemeinsam mit der Stiftung Natur und Umwelt und der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft Rheinland-Pfalz (FAWF) erstellt. So kann jeder verfolgen, wo sich Wölfe dauerhaft ansiedeln, einmalig gesichtet wurden oder wo ein Tier tot aufgefunden wurde. (LeaS)
       
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