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Nachricht vom 09.11.2020
Region
Sicherheit von Weidetieren ist eine der Grundlagen für die Landwirtschaft
Am Montag, 9. November, hatte der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau e.V. zu einem Gespräch eingeladen. Geschäftsführer Marcus Mille (Bezirk Hachenburg) konnte, neben zahlreichen Landwirten, auch den VG Bürgermeister Fred Jüngerich und den Altenkirchener Stadtbürgermeister Matthias Gibhard in Hasselbach begrüßen. Auf dem Hof der Familie Walterschen hatte es in den vergangenen Tagen einen Wolfsangriff auf Herdentiere gegeben.
Von links: Matthias Gibhard, Josef Schwan (Vorsitzender Kreisbauernverband), Markus Mille und Fred Jüngerich.Hasselbach. Zahlreiche Landwirte und Vertreter der kommunalen Politik trafen sich am Montag auf dem Hof der Familie Walterschen in Hasselbach. Thema war die zunehmende Gefahr für Weidetiere durch ein Wolfsrudel, das sich in unmittelbarer Nähe zum Ort aufhält. Vor wenigen Tagen kam es auf der Weide des Landwirtes Marcel Walterschen zu einem Angriff auf eine Herde Rinder. Ziel des Angriffs, so Walterschen, war ein sieben Monate altes Kalb. Das Tier wurde durch Wölfe gezielt von der Herde separiert. Ein Jagdberechtigter, der sich mit seinem Fahrzeug in der Nähe befand, konnte die Wölfe, durch Hupen und den Einsatz der Lichthupe, vertreiben.

Da sich laut Geschäftsführer Mille diese Vorfälle häufen, ist es erforderlich Maßnehmen zu treffen. Verschiedene Landwirte, darunter auch ein direkt Betroffener, berichteten von weiteren Vorfällen. Peter Lipka konnte berichten, dass der Wolf, entgegen der landläufigen Meinung, durchaus über Zäune springt. In seinem Bestand an Schafen wurden in Niederölfen drei und in Birnbach zwei Tiere gerissen. Die Zäune, so Lipka, haben eine Höhe von rund 1,40 Meter und sind mit Strom bewehrt. Durch den Sprung über den Zaun umgeht der Wolf den Strom. Lipka beklagt, dass der weitere Ausbau von Zäunen nur mit großem Aufwand an Zeit und finanziellen Mitteln möglich sei. „Eine Bezuschussung, wie sie seitens der Landesregierung versprochen wurde, werde nicht umgesetzt“, so Lipka weiter.

Die Landwirte, so Mille und sein Kollege Matthias Müller vom Präsidium des Verbandes befürchten, dass sich in absehbarer Zeit die Viehhaltung nicht mehr durchführen lässt, wenn nicht schnell etwas geschieht. Die Lage wird, so waren sich alle einig, immer prekärer. So konnte Klaus Schuhen, ebenfalls Betreiber eines Hofes, den Anwesenden mitteilen, dass nur ein Teil der Kosten für Schutzzäune erstattet wird. Bei der Größe der Flächen ist aber eine Umzäunung, die einerseits den Ausbruch des Viehbestandes und andererseits das Eindringen von Wölfen verhindert, nicht ohne Unterstützung zu schaffen. Bei den, für die Viehhaltung genutzten Flächen handelt es sich um Bereiche, die nicht als Ackerland genutzt werden können. Dies, so Matthias Müller, trifft auf die Hälfte der landwirtschaftlich genutzten Flächen im Westerwald zu.

Die Landwirte sehen in ihren Befürchtungen keinen Widerspruch zum Natur- und Landschaftsschutz. So gibt es Flächen, die nur durch die Viehhaltung entsprechend bewirtschaftet werden können. Müller nennt hier Flächen am Stegskopf auf denen, mangels Beweidung, dass Jakobskreuzkraut überhandnehme. Dort, so Müller weiter, wird auch kein Imker mehr Bienenstöcke aufstellen, da der dort gewonnene Honig nicht verkauft werden darf. Die Teilnehmer waren sich einig, dass es eine Strategie brauche, die dem Naturschutz, aber auch der Landwirtschaft gerecht wird. Mille nannte hier die Eingrenzung der Population des Wolfes, ähnlich wie in Schweden. „Der Wolf muss in das Bundesjagdgesetz, um Rechtssicherheit zu schaffen“, so Mille. Jagdberechtigte, zu denen die Landwirte schon immer einen guten Kontakt haben, könne aufgrund der Rechtslage nicht helfen.

Neben den Verlusten, die durch Wolfsangriffe entstehen, treibt die Landwirte eine weitere Sorge um. Was ist, so Mille und weitere Landwirte, wenn eine Herde durch einen Wolf in Panik versetzt wird, auf eine Bundesstraße rennt und es dort zu schweren Unfällen kommt. „Wir haben alle eine entsprechende Versicherung, aber nach dem zweiten Vorfall wird diese den Schutz versagen“, sind sich die Landwirte sicher. Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld, Fred Jüngerich, will sich als Vorsitzender der Kreisgruppe des Gemeinde- und Städtebundes mit den zuständigen Stellen in Verbindung setzen. Hier sei einiges an Klärungsbedarf vorhanden. Die Landesregierung muss, so Jüngerich, gegebene Zusagen auch einhalten und umsetzen. „Gerade die Orientierung zu ökologischer Landwirtschaft erfordere schnelle Maßnahmen“, so die Landwirte. (kkö)


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