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Nachricht vom 18.11.2020
Region
Ehemaliger Landrat Dr. Alfred Beth wird 80 Jahre alt
Die Liste der Landräte des Kreises Altenkirchen, der 1816 gegründet wurde, umfasst 20 Namen. Zwei von ihnen werden doppelt aufgeführt: Dr. Alfred Beth und Dr. Wilhelm Boden. Während Boden 1961 in Birnbach starb, feiert Beth am 21. November seinen 80. Geburtstag. Beide verbindet mehr als die Duplizität in der Führung des AK-Landes. Die politischen Karrieren ähneln sich in weiteren Punkten.
Auf Wiedersehen: Am 13. September 2006 wurde Dr. Alfred Beth während einer Kreistagssitzung offiziell verabschiedet. (Foto: Kreisarchiv)Altenkirchen. Der Kreis Altenkirchen, seit 1816 unter dieser Bezeichnung auf Landkarten zu finden, hat in seiner nunmehr über 200-jährigen Geschichte vielfach auf Kontinuität bei der Auswahl derer gesetzt, die als Landräte fungier(t)en. 20 Namen weist die Liste auf. Drei Amtszeiten währten mehr als 20, fünf mehr als 10 Jahre. Und nur zwei Politikern gelang es - mit Unterbrechung - zweimal die Spitze des AK-Landes zu übernehmen: Neben Dr. Wilhelm Boden (1919 - 1939 und zwei Monate im Jahr 1945) war es Dr. Alfred Beth, der von 1980 bis 1988 und von 1998 bis 2006 auf dem Chefsessel im Kreishaus Platz nehmen durfte. Nach 14 Jahren im Ruhestand feiert Beth am Samstag, 21. November, seinen 80. Geburtstag. In Bodens (1890 - 1961) und Beths Karrieren gibt es einige Parallelen.

Gefeiert wird nicht
"Unerfreuliche Rahmenbedingungen" nennt Beth die Situation vor seinem Jubeltag, den er angesichts der Corona-Pandemie nicht feiern wird. "Ich möchte nicht als Person des öffentlichen Lebens mit schlechtem Beispiel vorangehen, habe in der aktuellen Situation auch keine Lust auf eine Festivität", erläutert er seine Einstellung. Vielleicht ergehen Einladungen "im Sommer, wenn es besser geworden ist". In der Pandemie seien alsbald keine Lockerungen zu erwarten, "man wird immer mehr verunsichert, und Unwissenheit erzeugt Angst", blickt Beth mit Sorge auf das Infektionsgeschehen. Es sei die größte Krise, in der sich die Bundesrepublik Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg befinde.

Kein Sport, keine Reisen
Beth bedauert sehr, dass er seiner regelmäßigen sportlichen Betätigung in einem Altenkirchener Fitness-Club derzeit nicht nachgehen kann. Man könne diskutieren, ob diese Schließung richtig sei, müsse sie jedoch akzeptieren. Dass er keine Reisen unternehmen kann, stört ihn ebenfalls immens. "In den zurückliegenden zehn Jahren war ich drei- bis viermal im Jahr als Reisebegleiter im Einsatz, bin darüber hinaus selbst noch viel unterwegs gewesen", blickt er zurück und sagt klipp und klar: "Dass ich diese Dinge nicht mehr machen kann, das tut schon weh." Nach wie vor betreut Beth eine armenische Familie, die aus Syrien flüchtete. In diesem Ehrenamt ist er bereits seit fünf Jahren verwurzelt. Zuvor hatte er geholfen, jungen und der deutschen Sprache nicht mächtigen Flüchtlingen im Unterricht beizustehen, weil die Schule darauf nicht vorbereitet gewesen war.

Soziale Kontakte sterben ab
Die negativen Begleiterscheinungen "dank" Covid-19 vor Augen, hat Beth einen ganz großen Wunsch: "Hoffentlich ist Corona bald vorbei, so dass das Leben wieder lebenswert wird, dass soziale Kontakte wieder möglich sind, denn in dieser Zeit sterben soziale Kontakte ab." Die Pandemie berühre gleichfalls das Parteileben, "es wird mir zu wenig diskutiert, in den Parteien, auch in meiner, gibt es keine Diskussionskultur mehr", ist für Beth eine Entwicklung im Gange, die er nicht gutheißen kann. Die Demokratie brauche eine Streitkultur mit persönlichen, nicht zu kurz kommenden Begegnungen und nicht eine über die neuen Medien ausgetragene. Menschen müssten sich für Demokratie interessieren, die Demokratie lebe davon, dass junge Menschen für sie und in ihr nachwachsen. Sein eher resignierendes Fazit: "Es wird sich vieles ändern. Da muss ich als Mensch mit leben."

Was Beth und Boden gemeinsamen haben
Nicht nur der gleich lautende erste Buchstabe des Nachnamens verbindet Boden und Beth, dessen Abbild im Reigen auch anderer Landräte in der Nähe des Eingangs zum aktuellen Büro des Kreis-Chefs im langen Flur der Kreisverwaltung doppelt zu sehen ist. Es ist darüber hinaus in Teilen jeweils der politische Weg, den sie beschritten. So wechselten beide nach dem ersten "Turn" als Landrat jeweils nach Mainz, wo Boden (nach ihm ist heute der große Sitzungssaal im Kreishaus benannt) 1946 provisorischer Ministerpräsident (bis 9. Juli 1947) wurde. Von 1988 bis 1991 war Beth Staatsminister für Umwelt und Gesundheit unter Ministerpräsident Carl-Ludwig Wagner (letzte CDU-geführte Landesregierung bis heute mit Koalitionspartner FDP). Beide errangen Mandate bei Landtagswahlen, und beide arbeiteten an der Spitze der CDU-Landtagsfraktion: Boden als Chef von 1951 bis 1961 und Beth als Stellvertreter von 1994 bis 1998.

In Wittlich geboren
Beth wurde am 21. November 1940 in Wittlich geboren. Nach seinem Abitur 1960 absolvierte er ein Studium der Rechtswissenschaften, legte 1964 sein erstes, 1968 sein zweites Staatsexamen ab und wurde 1972 mit einer Arbeit über die Geltendmachung zivilrechtlicher Schadensersatzansprüche im französischen Strafverfahren zum Dr. jur. promoviert. Bereits seit 1960 ist er Mitglied der CDU. Nach beruflichen Stationen in Bad Kreuzbach und Mainz berief ihn 1980 der damalige rheinland-pfälzische Ministerpräsident Bernhard Vogel zum letzten "staatlichen" Landrat des Kreises Altenkirchen für acht Jahre. Der Kreistag bestätigte Beth einstimmig. Der Regierungswechsel auf Landesebene bedingte, dass er von 1991 bis 1998 "normaler" Landtagsabgeordneter war. Nach dem Tod seines Landratsnachfolgers Herbert B. Blank kandidierte Beth bei der ersten Urwahl eines Landrats und wurde am 13. Juni 1998 mit 57,2 Prozent der Stimmen erneut für acht Jahre gewählt. Seit September 2006 ist er im Ruhestand. Zwischen 1991 und 1998 lenkte Beth als Vorsitzender die Geschicke der Kreis-CDU. 1999 war er Mitglied der elften Bundesversammlung.

Auch viele Ehrenämter
30 Jahre (1980 bis 2010) lang agierte Beth als Vorsitzender des DRK-Kreisverbandes Altenkirchen, von 1994 bis 1998 war er Mitglied des Kreistags Altenkirchen. Bis 2017 führte Beth den Förderverein des DRK-Krankenhauses in Altenkirchen. "Ich sehe nicht, wie es in Sachen Neubau Krankenhaus richtig weitergeht", sorgt er sich nach wie vor um die gesundheitlichen Belange in der Region, das Thema der Konzentration zweier Kliniken an einem Standort berühre ihn sehr. Derzeit ist Beth Vorsitzender des Betreuungsvereins des DRK-Kreisverbandes. Noch bis zum Herbst des nächsten Jahres steht er als Präsident ("den immer die Opposition stellt") der Vereinigung ehemaliger Mitglieder des rheinland-pfälzischen Landtags vor. (hak)
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