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Nachricht vom 05.12.2020
Region
Schaustollenanlage in Katzwinkel am Barbara-Tag vorgestellt
Bemerkenswert, in welche kurzer Zeit das neue Vorzeigeobjekt in der Gemeinde Katzwinkel fast fertig gestellt wurde. Am Barbara-Tag sollte eigentlich eine große Einweihung stattfinden. Stattdessen lud Ortsbürgermeister Becher zur Vorstellung der so gut wie fertig gestellten Anlage im kleinen Kreis ein und der letzte noch lebende Bergmann der Grube Vereinigung, Friedhelm Leicher, schaltete das Licht zur Bergbaugeschichte wieder an.
Im Rahmen einer kleinen Feierstunde wurde die fast fertiggestellte Schaustollenanlage an der Barbara-Grundschule in Katzwinkel am Freitag (4. Dezember) vorgestellt. V.l: Tanja Becher, Ortsbürgermeister Hubert Becher, Tarek Petri, Peter Weber, Eheleute Leicher, Annette Georg , Sascha Hombach und Kerstin Roßbach. (Fotos: KathaBe)Katzwinkel. Normalerweise hatte der Ortsgemeinderat mit Ortsbürgermeister Hubert Becher zum 4. Dezember eine gebührende Einweihungsfeier für die sanierte Schaustollenanlage an der Barbara-Grundschule in Katzwinkel vorgesehen. Gerade diesen Tag, der mit den Bergleuten eng verbunden ist, hatte man dazu ausgesucht und als Fixpunkt für die Quasi-Fertigstellung gewählt – es ist der Tag der heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute.

Doch Corona machte einen Strich durch die Rechnung der großen Einweihung. Dennoch, so Becher, wolle man die Anlage nicht einfach so bis ins neue Jahr stehen lassen.

Daher stellte er im Rahmen einer kleinen Feierstunde in der Glück-Auf-Halle am Freitag (4. Dezember) neben der Tradition des Bergbaus in der Gemeinde auch den Werdegang zur Neugestaltung des seit 2018 als einsturzgefährdet deklarierten alten Bauwerks bis hin zur fast fertig gestalteten und gelungenen Schaustollenanlage vor. Zukünftig wird die Anlage neben der Erinnerung an die Bergbaugeschichte auch einen Ort für Begegnungen in der Gemeinde darstellen.

Neben Vertretern des Gemeinderates nahmen Tarek Petri (Planungsbüro) und Kerstin Roßbach (Fachbereich 4 Bauen und Umwelt der Verbandsgemeinde Wissen) teil.

Als besondere Ehrengäste waren Friedhelm Leicher und seine Gattin zur kleinen Feierstunde geladen. Leicher (80), der letzte Zeitzeuge unter den Bergleuten der Grube Vereinigung, bereicherte Bechers Ausführungen mit Erzählungen aus seiner Bergmannszeit – seiner Arbeit als „Hauer“, Pausen in Rückenlage auf der Halbschichtbank oder das Butterbrot-Essen während des Bohrens. Besonders gerne erinnerte er sich an die gute Kameradschaft, die zum einen unter Tage lebenswichtig sei und die er nach der Schließung der Grube im Jahr 1963 nirgendwo wieder so erlebt habe. Friedhelm Leicher war vor rund 20 Jahren auch in einer Gruppe von Bürgern mit dabei, die erstmals den Schaustollen aufbauten, um die Erinnerung an die Bergbautradition im Ort wach zu halten.

Von 1836 bis 1963 Grube Vereinigung – Nach 127 Jahren war Schluss
Der Bergbau hatte in der Gemeinde Katzwinkel eine lange Tradition. Schon vor 1824 wurde Erz abgebaut. 1836 entstand die Grube Vereinigung, als Zusammenschluss der Grubenfelder Pingengang, Katzwinkler Nebengang, Florentinus und Neue Hoffnungsgang.

Mit 800 Mann Belegschaft hatte die Grube Vereinigung 1926 mit rund geförderten 192.000 Tonnen die höchste Kapazität im Siegerland. Doch mit der Zeit ließen die Erzvorkommen nach. Weitere Erzgänge aufzuschließen wäre zu kostenaufwändig gewesen. Damit wurde nach 127 Jahren am 30. Juli 1963 die Grube Vereinigung aufgrund erschöpfter Lagerstätten geschlossen.

Danach, so Hubert Becher, habe man sich „getrennt“ und leider auch gut erhaltene Industrieanlagen und Gebäude des Bergbaus zurück gebaut und abgerüstet. Dies hatte zur Folge, dass die in der Anlage anschaulich renovierten und wieder aufgebauten Exponate weitestgehend von anderen Bergbau-Orten stammen, wie zum Beispiel die Seilscheibe (Herkunft aus dem Sauerland) oder die Grubenbahn aus Lennestadt/Meggen, ebenfalls im Sauerland, die identisch ist mit den Bahnen, die in Katzwinkel eingesetzt wurden. Doch einige „Schmuckstücke“ konnten auch in Katzwinkel gerettet werden: Unter ihnen eine Werkbank, die unter Tage in der Schmiede gebraucht wurde und ein Schlussstein von Schacht 2 aus 1914. Beides der Gemeinde bereitgestellt bzw. geschenkt von Katzwinkler Familien.

Vor knapp einem Jahr ging es los
Nachdem der Bewilligungsbescheid aus dem Dorferneuerungsprogramm im November 2019 von Sabine Bätzing-Lichtenthäler an die Gemeinde übergeben wurde, ging es wenige Tage später los und die Grubenbahn wurde abgebaut. Anfang des Jahres begannen dann die fast täglichen Arbeiten zum Projekt, doch durch Corona kam es zu Verzögerungen.

Dass es dennoch so gut geklappt hat, sei dem großen ehrenamtlichen Einsatz und Engagement zu verdanken. Man musste nicht nach Hilfe fragen, die Angebote kamen freiwillig, berichtet Becher. Herzblut hätten die Leute in Katzwinkel und dem sei es zu verdanken, dass alles reibungslos und schnell geklappt habe, wenn es auch ein Kraftakt gewesen sei.

Dem konnte sich auch Tarek Petri (Planungsbüro) zur Sanierung des Schaustollens und dem auf zwei Ebenen harmonisch angelegten Umfeld anschließen. Es sei ein Raum für die Bevölkerung entstanden. Spannend sei es auch gewesen. Gerade unter Beachtung der vielen zu berücksichtigenden Aspekte, sei es um so bemerkenswerter, dass alles in der kurzen Zeit umgesetzt werden konnte.

Einen besonderen Dank richtete Becher an alle am Projekt beteiligten Firmen, Spender und Förderer sowie an die vielen freiwilligen Helfern und die Vereine aus dem Ort, die mithalfen und rund 245 Stunden freiwillige Arbeit leisteten.

Friedhelm Leicher schaltet das Licht zur Bergbaugeschichte an
Friedhelm Leicher, für den die Schaustollenanlage eine besondere Bedeutung hat, da viele seiner Erinnerungen mit dem heimischen Bergbau zusammen hängen, und der bis zum Schluss in der Grube Vereinigung unter Tage war, schaltete im Anschluss direkt vor Ort die neue Beleuchtung für die in Naturstein eingebettete Anlage an.

Mit der dezenten Akzentbeleuchtung, die vom Planungsbüro Georg aus Katzwinkel entworfen wurde, wird die Schaustollenanlage in der Gemeinde Katzwinkel auch bei Nacht zu einem „Hingucker“, der für Moderne und als auch Tradition steht.

Anlage soll Geotop werden - Offizielle Einweihung
Die offizielle Einweihung im feierlichen Rahmen wird voraussichtlich im Frühjahr 2021 nachgeholt. Die neu gestaltete Anlage soll zukünftig als Geotop ausgezeichnet und in der Geoparkroute aufgenommen werden, ebenso ist dies für die Barbara-Grundschule (Geoschule) in Planung. (KathaBe)
       
   
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