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Nachricht vom 05.01.2021 |
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Kultur |
Altenkirchen: Orgel der Christuskirche wird in Einzelteile zerlegt |
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Zahl und Vielfalt der handwerklichen Berufe sind enorm. Während ein Großteil auch im Kreis Altenkirchen hinlänglich bekannt ist, fristet der Job eines Orgelbauers eher ein Dasein abseits der allgemeinen Wahrnehmung. Einen Einblick in diesen nicht alltäglichen Job bietet die Christuskirche in Altenkirchen. |
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Altenkirchen. Diese Profession steht nur ganz selten im öffentlichen Interesse. Welche Vielfalt aber zum raren Beruf eines Orgelbauers gehört, zeigt sich in der evangelischen Christuskirche am Schlossplatz in Altenkirchen. Seit Jahresbeginn rückt die Spezialfirma Merten aus Remagen für mehrere Monate der großen Kirchenorgel zu Leibe. Das 35 Register und etwa 2000 Orgelpfeifen umfassende Instrument musste vor zwei Jahren stillgelegt werden. Die weitverzweigte Elektrik entsprach nicht mehr den Brandschutzstandards und wird nun vollständig ersetzt. Vier Fachkräfte, unter ihnen der Seniorchef des Unternehmens, Orgelbaumeister Siegfried Merten, haben begonnen, das Instrument vollständig zu demontieren, zu sanieren und zu erweitern. Das Vorhaben wird sich bis in den April hinziehen.
Großes, zusätzliches Register
Zu den Feldern, die die Fachleute "beackern" müssen, gehören Arbeiten am Gehäuse und die Renovierung des großen Spieltisches, die Überarbeitung der drei Manuale, des Pedals sowie der Trakturen, also der Wege von den Tasten bis zur einzelnen Pfeife. Bei dieser Orgel mit pneumatischer Spiel- oder Registertraktur muss das Windwerk sowohl den Arbeitswind bereitstellen, der die Ventile zu den 2000 Pfeifen reguliert, als auch den Spielwind, der den Klang in den Metall- oder Holzpfeifen erzeugt. Außerdem werden die Merten-Mitarbeiter ein großes zusätzliches Register, also eine große Holzpfeifen-Tonleiter über mehrere Oktaven, neu hinzufügen.
Einzelpfeifen werden quer gelegt
Beim Blick in das kompakt gebaute große Instrument stellte sich jedoch die Frage, wo die zum 16-Fuß-Register gehörenden riesigen Einzelpfeifen noch untergebracht werden können. Das Planungsproblem lösten Siegfried Merten und sein Nachfolger, Orgelbaumeister Martin Hiltmann, mit einem Kniff: Die bis zu fünf Meter langen Pfeifen werden quer, also liegend, im hinteren Teil des Instruments eingebaut. Als i-Tüpfelchen erhält die Orgel einen zweiten, mobilen Spieltisch, der im Altarraum, aber auch outdoor auf dem Schlossplatz bespielt werden kann und der die Signale an das in der Kirche fest verbaute Instrument überträgt. Und zeitgleich kann der originale Raumklang aus dem Kirchenschiff wiederum per Mikrofon und Soundanlage nach draußen transportiert werden – eine Installation, die vielleicht sogar weltweit einmalig ist.
EU fördert Sanierung
Die evangelische Kirchengemeinde Altenkirchen hofft, mit der Fertigstellung der Orgel im Frühling eine weitere Etappe des Vorhabens "Konzertkirche" beenden zu können. Die Kosten für die Sanierung des Instruments belaufen sich auf einen "kleineren, sechsstelligen Betrag". Gefördert wird das Projekt durch EULLE (Entwicklungsprogramm Umweltmaßnahmen, Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft, Ernährung) unter Beteiligung der Europäischen Union und des Landes Rheinland-Pfalz (Ministerium für Wirtschaft, Verkehr. Landwirtschaft und Weinbau). Ohne diese Finanzspritzen hätte der "Bauherr" diese Maßnahme hin zu einer Öffnung der Christuskirche als Konzertkirche nicht angehen können. Nun fiebern Gemeinde und Musikbegeisterte bereits dem Zeitpunkt entgegen, an dem mit der Ausrichtung von eigenen, regionalen und überregionalen (Gast)Konzerten begonnen werden kann. Dann könnten auch die bereits installierten neuen Licht-, Ton- und Video-Möglichkeiten die Auftritte ästhetisch rahmen.
Orgel stammt aus dem Jahr 1955
Die Orgel der Firma Walcker (Ludwigsburg) stammt aus dem Jahr 1955 und ist gegliedert in Rückpositiv, Hauptwerk, Schwellwerk und Pedalwerk. Sie war bereits einmal, im Jahr 1982 von der Firma Kleuker (Bielefeld), renoviert worden. Parallel wurde die Disposition geringfügig geändert, so dass auf dem Instrument die Orgelliteratur aller Epochen und Stilrichtungen wiedergegeben werden kann. Die eigentliche Kirche blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Unter anderem wurden die Gotteshäuser in der Schlacht um Altenkirchen 1796 schwer beschädigt (1821 abgerissen) und bei einem Bombenangriff am 25. März 1945 zerstört. 1951 wurde der Grundstein zur aktuellen Version gelegt, die in den Jahren 1977/1978 vor allem im Innenraum auf Vordermann gebracht wurde. Vor gar nicht allzu langer Zeit wurden das Dach erneuert und eine Fotovoltaikanlage installiert.
"Berufsbildung ohne Grenzen"
Kreativ ist das Unternehmen Merten bei der Berufsausbildung. So wurde es durch das Bundesnetzwerk „Berufsbildung ohne Grenzen“ ausgezeichnet, weil es sich für Auslandsaufenthalte während der Berufsbildung und damit für eine Internationalisierung und Attraktivitätssteigerung dieses seltenen, aber nicht aussterbenden Berufs engagiert. Der Konzertkirchenausschuss hält umfangreiche Informationsmöglichen für an der Orgel oder am Beruf des Orgelbauers Interessierte bereit. Ansprechpartner sind Martin Schmid-Leibrock oder Werner-Christian Jung unter Tel. 02681/984665 oder per Mail an schmid@lidis.de (vh)
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Nachricht vom 05.01.2021 |
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