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Nachricht vom 19.01.2021 |
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Region |
Corona: Tanzschule Let's Dance hofft auf das Überleben |
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Wo tanzen sie denn? Die Antwort fällt leicht und umfasst lediglich ein Wort: "Nirgendwo!". Die Corona-Vorgaben verbieten das Training in Tanzschulen wie Let's Dance von Viktor Scherf in Altenkirchen. Die Dauer der Schließung geht inzwischen ans finanzielle Eingemachte. Der Kampf ums Überleben hat begonnen. Scherf sieht sein Lebenswerk im Fortbestand gefährdet. |
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Altenkirchen. Es ist kühl an diesem Morgen in dem zweigeteilten großen Komplex, der durch einen Gang verbunden ist. Nur das Aquarium ist beleuchtet, alle anderen Deckenstrahler sind seit Monaten in einer Zwangspause. Keine Übenden, keine Musik, keine Anweisungen von den Lehrern: Die Tanzschule Let's Dance in der Altenkirchener Phillipp-Reis-Straße fristet in der Corona-Pandemie ein lebloses Dasein. Und Inhaber Viktor Scherf blickt mit einer gehörigen Portion Sorgen auf die nächsten Wochen. "Das Fortbestehen ist gefährdet", sagt der Mann, der mit Leib und Seele sich diesem Metier verschrieben hat. Zumal er weiß, dass Kollegen schon den Markt verlassen, die Türen schließen mussten, weil die finanzielle Situation dank ausbleibender Einnahmen jeweils ein Überleben verhinderte. Bislang hat Scherf lediglich im Dezember "einen Abschlag" aus den Mitteln erhalten, die die Politik bereitgestellt hat. "Fürs Sterben ist es zu viel, fürs Leben reicht es bei weitem nicht", erklärt der 55-Jährige, der sich auf einen Faktor verlassen kann, ja muss: "Meine große Familie ist meine beste Bank!" Spenden helfen ebenfalls, die Not zu überbrücken. Inzwischen spürt er an und in sich selbst Veränderungen. Er vermeidet das Wort, das mit dem Buchstaben "D" beginnt und eine seelische Krankheit bezeichnet, zitiert zur Erläuterung ihm bekannte Tanzschulbetreiber, mit denen er in ständigem Austausch steht und die Abweichungen in Scherfs Duktus erkannt haben wollen: "Viktor, wo ist dein Optimismus geblieben?"
Von wegen voller Tatendrang und Ideen
Ja, Scherf fällt die Decke auf den Kopf, wie er zugibt. Er, der sonst vor Ideen und Tatendrang nur so sprüht, wirft nur noch selten Blicke in die wohl dimensionierten Übungsbereiche, die die meiste Fläche in den beiden Gebäudeteilen einnehmen, hat teilweise gar nicht mehr seine Wohnung verlassen, weil die komplette Situation für ihn deprimierend ist. Die immense Zahl an unterschiedlichen Outfits für die Auftritte dümpelt in zwei Kellerbereichen vor sich hin, waren die Kostüme im zurückliegenden Jahr kaum gefragt, da Scherfs Eleven so gut wie keine Möglichkeit hatten, sich bei Wettbewerben oder Showauftritten zu präsentieren. Maximal zweieinhalb Monate sei der Betrieb im Jahr 2020 "normal" gelaufen, kramt er in seinen Gedanken. Nach dem beendeten ersten Lockdown habe er Konzepte erstellt, um Vorgaben zu erfüllen, die einen eingeschränkten Betrieb unter Beachtung der Abstands- und Hygieneregeln hätten ermöglichen sollen. Immer sei die Unklarheit über die Auslegung der Vorgaben - auch im Vergleich zu anderen Bundesländern - ständiger Begleiter gewesen.
Attraktion bei McDonald's
"Dann haben wir mit unseren Gruppen auf dem Parkplatz trainiert, erst mit Maske, dann ohne Maske, wir haben versucht, alles Realität werden zu lassen, was möglich war", blickt Scherf zurück, "und sind zur Attraktion bei McDonald's geworden." Denn das Gelände des benachbarten Schnellrestaurants bietet einen idealen Blick auf die Stellflächen. Darüber hinaus habe er versucht, seine Schützlinge wie auch immer zu binden. "Wir sind wandern gegangen, haben Fitness-Programme angeboten und sind gejoggt." Eine besondere Hoffnung auf eine rege Trainingsbeteiligung legt Scherf auf die Sommerferien, da Reisen nicht in dem üblichen Umfang möglich waren. Die Beteiligung in den ersten beiden Wochen sei gut gewesen, die in der dritten und vierten Woche wegen Urlaubs schlecht, und in der "fünften und sechsten haben wir ganz einfach zu gemacht". An viel Spaß und Gelächter erinnert sich Scherf dann noch bis November, weil Übungen der Paartänzer beispielsweise dank Pandemie-Regeln völlig anders dargeboten wurden.
Als Weihnachtsmann unterwegs gewesen
Die Schließung im Herbst, so berichtet Scherf, habe zu intensiven Diskussionen mit Erwachsenen geführt, an deren Ende er sich schließlich durchsetzt und radikal alle Angebote einstellt: "Wenn einer krank geworden wäre, wäre ich selbst damit nicht mehr klar gekommen. Das Leben ist eh schon zu kurz", verdeutlicht er seinen Standpunkt, der natürlich Konsequenzen nach sich zieht. Die monatlichen Abbuchungen der Gebühren sind gestoppt, Kündigungen bleiben nicht aus. Versprechungen, die er gemacht hat ("Wir fahren da und da hin, besuchen den und den Wettbewerb") kann er nicht einhalten, gibt sich dafür selbst die Schuld und fühlt sich deswegen als "Verräter". Wenige Tage vor Weihnachten blitzt sein Ideenreichtum noch einmal auf. Als Weihnachtsmann verkleidet, besucht er Jungen und Mädchen, die zu seinen "Kunden" zählen, und überreicht, vor der Haustür stehend bleibend und peinlich genau auf Abstand achtend, kleine Geschenke. So kommen in vier Tagen rund 1000 Kilometer zusammen, über 200 junge Aktive freuen sich über die Stippvisiten. Und selbst Kinder und zwei "Omas", die den Weg von Santa Claus zufällig kreuzen und absolut nix mit Let's Dance zu tun haben, sind über ein zusätzliches Präsent hoch erfreut. Aber der normale Ablauf an den höchsten drei Feiertagen eines Jahres bleibt ihm verwehrt: für seine große Familie den Weihnachtsmann zu geben.
20-Jahr-Feier im August
Der weitere Ausblick auf 2021 lässt Scherf einen dicken Termin nicht aus den Augen verlieren. Am 18. August soll das 20-jährige Bestehen der Tanzschule gefeiert werden. Deswegen regiert aktuell auch ein wenig das Prinzip Hoffnung, dass die Pandemie bis zu diesem Datum ihren Schrecken verloren hat. Um vor allem die Gruppen mit den jüngeren Schülern bei Laune und damit im wenn auch abgespeckten Training auch im Hinblick auf den runden Geburtstag zu halten, werden "Hausaufgaben" per Video mit und ohne Musik verschickt. Bei den Antworten, ebenfalls per laufender Bilder, überzeugt sich Scherf von der korrekten Ausführung und gibt Feedbacks. Dieser Behelf kann jedoch das wöchentliche Üben in der Formation und mit Musik in keinster Weise ersetzen. So leiden vor allem die Teams, die für so manchen Erfolg auf großer internationaler Ebene stehen. (vh)
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Nachricht vom 19.01.2021 |
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