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Nachricht vom 04.02.2021 |
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Sportfoto-Wettbewerb: Schnappschuss aus Weitefeld auf drittem Platz |
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Es geht schon ein bisschen in die Welt des Anachronismus: Fußballplätze, die über einen roten, feinsandigen Belag verfügen, sind eigentlich out, werden immer häufiger von Modellen ersetzt, auf denen beinahe unverwüstliche grüne Plastikhalme "wachsen". Der Blick auf einen "Ascheplatz", der unkonventionell gepflegt wird, fordert den Betrachter durchaus zu einer längeren Inaugenscheinnahme der Szene auf. |
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Weitefeld/Bergisch Gladbach. Für Lukas Schulze ist der Auftrag in Zeiten der Corona-Pandemie angesichts einer schwindenden Zahl an Betätigungsmöglichkeiten, um Geld zu verdienen, willkommen. "Ich wusste nicht, was mich erwartet", sagt der freie Fotograf aus Bergisch Gladbach im Nachhinein. Von Getty Images, einer weltweit operierenden Fotoagentur beauftragt, macht er sich gen Weitefeld und Langenbach auf die Socken, um fürs auf Hochglanz getrimmte "DFB-Journal" (Ausgabe 4/2020, erscheint einmal pro Quartal) einen Mann abzulichten, dessen ehrenamtliche Tätigkeit, was die Dauer und möglicherweise auch die Hingabe angeht, quer durch die Republik wahrscheinlich unerreicht ist. Helmut Rappel (80) hält als Platzwart seit 1966 (!) die Spielfelder in Weitefeld und in Langenbach nach der Fusion der beiden Klubs, TuS und SV, im Jahr 1977 in Ordnung. Und bei seiner Stippvisite gelingt Schulze die Aufnahme, mit der er beim Wettbewerb "Sportfoto des Jahres 2020", den "kicker" und der Verband Deutscher Sportjournalisten seit über 50 Jahren ausrichten, den dritten Platz erreicht. Unter dem Titel "Platzpflege" zeigt es in der Kategorie "Unsere Amateure. Echte Profis" Helmut Rappel in einem uralten Ford Escort mit angehängter Baustahlmatte, wie die Spielfläche in Weitefeld, für Schulze "irgendwo im Nirgendwo", glattgezogen wird. Ein Preisgeld von 1000 Euro sind der verdiente Lohn für den 27-Jährigen, der sich beinahe zu 100 Prozent der Sportfotografie verschrieben hat.
Ein Schwimmer und ein Fisch als Begleiter
Es ist nicht Schulzes erste Honorierung, die er für einen seiner Schnappschüsse erhalten hat. Besonders stolz ist er auf einen von der Schwimm-WM in Budapest im Jahr 2017. Er zeigt einen kraulenden Akteur, über dem das aufgewühlte Wasser einen Fisch mit Auge, Maul und Kiemenansatz zu bilden scheint (www.schulzelukas.com/editoriral). 7000 US-Dollar wandern auf Schulzes Konto, die er für Platz eins bei "Istanbul Photo Awards" einstreicht. Die schöne Erinnerung bleibt, die aktuelle Situation in einer Zeit, in der das Virus auch vor Sportstätten nicht halt macht, wirkt sich natürlich auch auf Schulze aus. Der Zutritt zum Arbeitsbereich Stadien der Fußball-Bundesliga fällt schwerer, weil die Zahl der Bildberichterstatter gedeckelt ist. Vielfach sind sportliche Events ganz gecancelt. "Alles, was kommt, nehme ich mit", lautet vor diesem Hintergrund Schulzes Berufsauffassung. Im Nachhinein betrachtet ist er froh, dass er den Trip gen Westerwald antreten, eine neue Erfahrung abseits des Millionengeschäfts Spitzenfußball machen darf. "So etwas Abgefahrenes habe ich noch nicht gesehen. Ich glaubte, ich sehe nicht richtig", kramt er in seiner Erinnerung und beschreibt so den Moment, als die Platzpflege à la Rappel im Auto ihren Anfang nimmt. Ein anderes Foto zeigt, dass der Senior aber auch mit der Zeit gegangen ist. Ein moderner Kleintraktor ist sein Arbeitsgerät für die Pflege des mit Kunststoff überzogenen Areals in Langenbach.
Dank an verständnisvolle Frau
Über Helmut Rappel, der in diesen Tagen 80 Jahre alt wurde, ist schon einiges geschrieben worden. "Wie viel Zeit Rappel für den TuS Weitefeld und später für den Fusionsklub aufgebracht hat, kann er nicht beziffern. Was er aber sagen kann: ,Ich habe großes Glück gehabt, dass meine Frau so verständnisvoll ist.' Mit seiner Melitta ist Helmut Rappel nun seit 1966 verheiratet. Sie toleriert es, dass ihr Mann ständig zum Sportplatz fährt. Aktuell verbringt Helmut Rappel aber schon mal ein Wochenende zu Hause und kickt dann mit Enkel Kevin im Garten. Er kann es aber kaum erwarten, dass die Bälle auf seinen Sportplätzen wieder rollen, denn ,ohne den Fußball ist es doch irgendwie langweilig'", berichtet Autor Denis de Haas im Text, der im "DFB-Journal" (Ausgabe 4/2020) erschienen ist.
Stets frohgelaunter Zeitgenosse
55 Jahre als Platzwart: Im bürgerlichen Leben hätte Helmut Rappel damit längst seine Rente verdient, wie der AK-Kurier kurz vor Weihnachten 2019 darstellt: "Helmut Rappel, ein stets frohgelaunter Zeitgenosse, immer ein Lächeln auf den Lippen oder einen flotten Spruch parat. In der Jugendmannschaft spielt er aktiv Fußball. Später in der zweiten Mannschaft. ,Für die erste Mannschaft reichte es nicht', ist er ehrlich. Auch das ist eine ausgeprägte Wesenseigenschaft von ihm. Zurück ins Jahr 1966. Damals kümmerten sich Emil Hees und Richard Pfeiffer mit um die Platzpflege inklusive des Abgrenzens. Ein Nachfolger wurde gesucht. Rappel, damals 25, bot sich an. ,Ich war darauf besessen, den Platz in einen gut bespielbaren Zustand zu bringen', berichtet er, konnte sich das zeitlich einteilen, da er in Wechselschichten bei der Firma Jung Jungenthal in Kirchen arbeitete. ,Ich war stets ein Vorweggeher und nicht Zuschauer, wenn es galt, sich zu engagieren und einzubringen', resümiert Rappel, der gleichzeitig auch ,Kümmerer' ist, wenn es irgendwo hakt, Reparaturen anstehen oder Unordnung herrscht."
Auch aktiver Fußballer
Mit der Platzwarttätigkeit allein war und ist es bei Helmut Rappel jedoch nicht getan. Lange spielt er laut AK-Kurier von Dezember 2019 noch in der AH-Mannschaft von Weitefeld-Langenbach. 15 Jahre ist er Mannschaftsbetreuer bei den Fußballern und mehrere Jahre zweiter Vorsitzender beim TuS Weitefeld-Langenbach. Da wäre auch noch der „gesellige Typ“ Helmut Rappel. Er ist zweifellos gerne dabei, wenn gefeiert wird. Dann kommen auch schon einmal Anekdoten auf den Tisch. Ehrungen gibt es inzwischen viele bis hin zur DFB-Verdienstnadel. 55 Jahre Platzwart, da bleibt natürlich die Frage nach der Bezahlung. Helmut Rappel machte und macht das tatsächlich ohne jegliches Entgelt, also wie es das pure Ehrenamt vorsieht. In diesen 55 Jahren sieht er Spielergenerationen kommen und gehen, nur der Platzwart bleibt der gleiche. Und wie lange noch? "So lange ich fit bin und weil ich es noch körperlich verkraften kann", sagt er im Brustton der Überzeugung. (vh)
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Nachricht vom 04.02.2021 |
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