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Nachricht vom 28.02.2021
Region
250 Jahre alte Eiche gefällt: Baumfrevel im Katzwinkeler Forstrevier macht fassungslos
Unter Baumfrevel versteht man die unerlaubte und absichtliche Beschädigung bzw. Fällung von Bäumen und dies gehört in die Rubrik des Vandalismus. Zu solch einem Fall kam es in der Zeit vom 19. bis 21. Februar im Forstrevier Katzwinkel. Eine vitale, etwa 250 Jahre alte Eiche wurde von Unbekannten gefällt. Etwa zeitgleich geschah einer 60 Jahre alten Fichte im Forstrevier Friesenhagen das Gleiche.
Katzwinkels Revierförster Reinhard Zens ist fassungslos. Seit mehr als 15 Jahren werden in seinem Revier keine gesunden Eichen gefällt und nun solch eine Untat gegen die Natur. (Foto: KathaBe)Katzwinkel/Region. Am Freitag (25. Februar) zeigte die Hatzfeldt-Wildenburg`sche Forstverwaltung Sachbeschädigungen durch Fällung von gleich zwei Bäumen in ihren Revieren an. Dies liest sich auf den ersten Blick angesichts der vielen Fällungen geschädigter Bäume im Moment eher marginal. Blickt man jedoch weiter, macht dies umso fassungsloser.

Hat nicht der Wald gerade schon genug zu kämpfen? Gebührt dem Wald, als wichtiger Teil unseres Ökosystems, nicht eine gehörige Portion an Respekt? Liefert er uns doch neben frischem Wasser und frischer Luft auch einen hohen Erholungswert - gerade mehr denn je in Zeiten der Pandemie.

Das scheinen der oder die bisher unbekannten Baumfrevler vergessen zu haben, die in der Zeit vom Freitag (19. Februar) 16 Uhr, bis Sonntag (21. Februar) 10 Uhr, eine rund 250 Jahre alte und 30 Meter hohe vitale Eiche im Forstrevier Katzwinkel Wermelstein und im Forstrevier Friesenhagen Stippelberg eine etwa 60 jährige und 25 Meter hohe Fichte umlegten.

Auf den ersten Blick sieht die Fällung vielleicht sachgerecht aus, so Katzwinkels Revierförster Reinhard Zens. Doch bei genauerer Inaugenscheinnahme der nun trostlos und respektlos dahin gefällten Eiche stellt man fest, dass die Schnitttechnik doch etwas „seltsam“ anmutet. Der Stamm mit etwa 90 Zentimetern Durchmesser schaut ausgefranst aus. Dass die Eiche quasi mit ihrem Stamm am Rande eines Waldweges unweit von Fähringen und Diedenberg ins Wippetal niederfiel und nicht noch andere Bäume verletzte oder mitten auf dem Weg landete - eher ein Zufall als echtes Können.


Die Risikobereitschaft des oder der Täter muss jedoch recht hoch gewesen sein, oder sie waren sich der Gefahr nicht im Geringsten bewusst. Denn für so eine stattliche Eiche benötigt man mindestens 15 Minuten, eher länger, um sie zu fällen. Zudem ist solch eine Aktion nie ganz ungefährlich, weiß der Fachmann und Revierförster Zens.

Dass der Vandalismus erst am 25. Februar, nachdem er am Vortag aufgefallen war, angezeigt wurde, ist der aktuellen Situation im Wald geschuldet. Denn im Moment wird überall gesägt und gefällt - allerdings nur die Bäume, vorwiegend Fichten, die durch den Borkenkäferbefall geschädigt sind, was sich so schon als wahre Apokalypse darstellt. War es zwischen der Tatzeit und dem Anzeigedatum zwar aufgefallen, hatten sich jedoch Jagdtpächter und andere Mitarbeiter der Hatzfeldt´schen Verwaltung erst einmal nichts Böses dabei gedacht, bis dann kurzfristig klar wurde: Niemand hatte hierfür eine Erlaubnis erteilt.

Mehr als fassungslos - an Boshaftigkeit kaum zu übertreffen
Seit mehr als 15 Jahren wurden in den Forstrevieren keine vitalen Eichen mehr gefällt. Umso mehr Entsetzten löste der angezeigte Vandalismus bei Katzwinkels Revierförster Reinhard Zens aus. Auch Forstdirektor Franz Straubinger ist mehr als fassungslos und bezeichnet eine solche Tat als „Boshaftigkeit“. Nicht nur, dass Eigentum beschädigt wurde. Im Wald, der unter dem Klimawandel massiv zu kämpfen hat, eine solche rund 250 Jahre alte Eiche quasi als Biotop in sich zu verlieren, sei mehr als schmerzhaft.

Mehr denn je wird der Wald als Naherholungsgebiet von Einheimischen und Touristen genutzt. Eine solche gesunde Augenweide danieder zu fällen sei kein Spaß. Neben der Gefährdung der ökologischen Infrastruktur berge solch eine Handlung auch eine Gefahr für Leib und Leben. Straubinger will sich kaum ausmalen, was hätte passieren können, wenn Erholungsuchende gerade zum unpassenden Zeitpunkt am Tatort gewesen wären. Oder die Täter wären gestört worden und niemand hätte den angesägten Baum bemerkt, der erst zu einem späteren Zeitpunkt gefallen wäre.

Neben diesem Vorfall regen die vielen anderen „Robustheiten“ gegen Natur und Mensch zum Nachdenken an, grübelt Straubinger. Behaupten viele Deutsche der Wald sei ihnen mehr als wichtig, werde er doch immer mehr zum Fußabtreter von Egoismen.


Die Belastungen einer immer schnelllebigeren Zeit, verbunden mit den Auswirkungen der Pandemie, fordern ihren Tribut, auch in den bisher augenscheinlich heilen Welten. Und immer wieder fragt man sich nach dem „Warum“. Wilde Müllhalden ungeahnten Ausmaßes, sinnfrei Autos bewegen in Feld, Wald und Flur, um nur einiges zu nennen, sind an der Tagesordnung.

Dabei scheine der Spaßfaktor ungeachtet der Konsequenzen für die Ganzheitlichkeit eine immer eine größere Rolle zu spielen, meint Dr. Franz Straubinger. Er schließt nicht aus, dass die Tat der Fällung dieser alten und ehrwürdigen Eiche nahe des doch noch recht unberührten Wippetals vielleicht sogar gefilmt wurde und auf irgendwelchen Kanälen im Internet zu sehen ist. „Ein solcher Täter will sich profilieren und gesehen werden“, meint er.

Noch keine weiteren Erkenntnisse zum Tatbestand
Aktuell gebe es noch keine weiteren Erkenntnisse, die die Straftat aufklären könnten. Interessant scheint jedoch, dass die beiden Vorfälle im Forstrevier Wermelstein und auf dem Stippelberg bei Friesenhagen sich in der „Schnitttechnik“ ähneln und ungefähr im gleichen Zeitraum stattfanden, was eine gute Mobilität voraussetzt. Die Hatzfeldt-Wildenburg`sche Verwaltung hat im Hinblick auf eventuell weitere Fälle im Kreisgebiet bereits eine Anfrage an den Forstamtsleiter des Kreises, Michael Weber, gerichtet.

Der Schaden des Baumfrevels beläuft sich in Geldwert auf rund 2.500 Euro. Der ideelle Wert in Zeiten wie diesen ist jedoch kaum abschätzbar. Sachdienliche Hinweise zur Sachbeschädigung nehmen die Polizeiwache Wissen und die Polizeiinspektion Betzdorf entgegen. (KathaBe)
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