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Nachricht vom 05.03.2021
Region
Offener Brief des Betriebsrats des DRK-Krankenhauses Altenkirchen an die Gesundheitsministerin
Am 4. März schickte der Betriebsrat des DRK-Krankenhauses Altenkirchen-Hachenburg erneut einen Offenen Brief an Gesundheitsministerin Bätzing-Lichtenthäler, weil sich das medizinische Personal in Sachen Impfung ins Abseits gedrängt sieht von Politikern, die sich auf wissenschaftliche Expertisen verlassen müssen.
SymbolfotoAltenkirchen/Hachenburg. Der Offene Brief im Wortlaut:
Sehr geehrte Frau Ministerin Bätzing-Lichtenthäler, sehr geehrter Herr Ministeriumsmitarbeiter Herr Metzner, es ist schön, dass es Ihnen bewusst ist, dass das Thema Impfen einen sehr hohen Stellenwert unter unseren Mitarbeitern hat. Auch Ihr wohlgemeintes Lob, dass Sie, Herr Metzner es gut finden, dass wir uns trotz unserer hohen Belastung intensiv mit dem Impfschutz beschäftigen. Es kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Menschen, die täglich der höchsten Ansteckungsgefahr ausgesetzt sind, mal wieder von der Politik nicht ernst genommen werden. Sie werden mit ihren Ängsten und Sorgen alleine gelassen.

Sie schreiben, dass Sie unsere Bedenken gegen den Impfstoff von Astra Zeneca nicht teilen, ebenso wie die Ministerin Bätzing-Lichtenthäler, die anderen Gesundheitsminister und der Bundesgesundheitsminister Spahn.

Haben Sie unsere Bedenken überhaupt verstanden?

Niemand von uns hat Zweifel, dass der Impfstoff von Astra Zeneca wirksam ist und vor allem vor schweren Verlaufsformen einer Covid 19 Erkrankung schützt. Auch das Nebenwirkungsprofil der Impfstoffe ist nicht das Thema unseres Schreibens.

Gilt die gute Wirksamkeit des von ihnen gepriesenen Impfstoffes auch für die bereits im Nachbarland (Department Mosel, Frankreich) grassierende sogenannte „Südafrikanische Mutation“?

Eine in der „Pharmazeutischen Zeitung“ publizierte Studie zur Wirksamkeit gegen die Mutation B1.351 gibt eher keine beruhigenden Daten. So heißt es im Fazit: “die Autoren müssen nach dieser Studie den ernüchternden Schluss ziehen, dass der Astra Zeneca Impfstoff AZD1222 gegen die südafrikanische Virusvariante B.1.351 wirkungslos ist, wenn es darum geht, von leichten bis mittelschweren Erkrankungen zu schützen. Offen bleibt momentan die Frage, ob der Impfstoff eventuell schwere COVID 19 Verläufe verhindern könnte“. Sie schreiben hierzu: “scheint auch bei anderen Mutationen Schutz vor schweren Verläufen zu bieten“, dazu liegen aber noch keine ausreichende Erkenntnisse vor.

Reicht Ihnen die fehlende Erkenntnis für Mitarbeiter, die mit Erkrankten, die eine hohe Viruslast aufzeigen, täglich arbeiten müssen, wohl wissend, dass die Virusmutation bereits jetzt vor der Haustür steht?

Wie stehen Sie zu der fehlenden Möglichkeit der Anpassung von Vektorimpfstoffen an Mutationen?

Haben Sie die Sorge der Mitarbeiter über die Verwendung von einem gleichen Vektor zur Boosterimpfung wie bei einer Grundimmunisierung bei Astra Zeneca verstanden und ebenfalls die Sorge über die daraus resultierende sehr lange Zeitspanne bis zur Erreichung der Grundimmunisierung?

Die sogenannte „Britische Mutation“ ist im Kreis Altenkirchen angekommen und führt bereits jetzt zu massiven Einschränkungen. Die Zeit drängt!

Wie steht das Ministerium zu dem Vorwurf, dass mRNA Impfstoffe ohne Vorlage von Namen und Daten der impfbereiten Mitarbeiter ausgegeben wurden?

Wie steht das Ministerium dazu, dass in Nachbarkrankenhäuser des gleichen Trägers gelieferter mRNA Impfstoff, ohne Beachtung der Priorisierungsrichtlinie der Impfverordnung, an alle Impfbereite der Häuser, so auch an Verwaltungsangestellte et cetera verimpft wurde.

Verstößt das nicht massiv gegen die Priorisierungsrichtlinie der Impfverordnung des Bundes (CoronaImpfV)?

Sehr geehrter Herr Metzner, wir möchten Ihnen als medizinischer Laie nicht zu nahe treten, aber haben Sie verstanden, wie detailliert und medizinisch wissenschaftlich die Argumentation der hiesigen medizinischen Mitarbeiter geführt werden um uns dann erklären zu wollen, welcher Impfstoff der bessere für uns sei?

Dazu führen Sie ausgerechnet eine “aktuelle Studie der schottischen Gesundheitsbehörde“ an. Hier handelt es sich um eine sogenannte Preprint Veröffentlichung, die leider noch nicht wissenschaftlich geprüft ist. Zudem weist sie einige gravierende Mängel auf. Der Beobachtungszeitraum in der Astra Zeneca Gruppe dieser Arbeit beträgt nur vier Wochen. Jedem medizinwissenschaftlich Arbeitenden ist klar, dass sich hieraus keine brauchbaren Schlüsse ziehen lassen. Interessanterweise wird überhaupt nur in einer älteren Personengruppe untersucht und nicht in dem für im Arbeitsleben stehendem relevanten Alter. Zurzeit lässt diese Untersuchung leider nur den Schluss zu, dass bereits nach der ersten Impfung gleich welcher Wirkstoff verwendet wurde, eine Teilimmunisierung besteht, die in der Gegenüberstellung auf Grund der Kürze der Zeitspanne keine Signifikanzen zulässt.

Wir alle haben uns mit neuen Situationen und wandelndem sich weiter entwickelndem Wissen auseinander zu setzen. Dies führt sicherlich in der Politik, die sich nur medizinisch nach dem aktuellen Wissensstand beraten lassen kann, zu Entscheidungen, die gelegentlich revidiert werden müssen.

Interessant sind sicherlich hierbei auch aktuelle Erkenntnisse aus Israel, über eine mögliche sterile Immunität beim Biontech/ Pfizer Impfstoff. Dies kann gerade im hochvulnerablen klinischen Betrieb mit einem hier im ländlichen Raum eklatanten Mangel an Fachkräften von entscheidender Bedeutung sein.

Der von Ihnen empfohlene Impfstoff von Astra Zeneca kann weder die Schnelligkeit noch die zum derzeitigen Zeitpunkt nötige Sicherheit für uns sogenannte „Systemrelevante Mitarbeiter“ garantieren.

Sie wünschen sich eine hohe Impfbereitschaft als „wirksame Waffe gegen das Coronavirus“. Das wünschen wir uns auch.

Es gibt immer noch eine hohe Anzahl an Mitarbeitern, zum Beispiel der Intensivstation, Covidstation und der Notfallversorgung, die ihren täglichen Dienst an potentiell oder gesichert hoch infektiösen Patienten leisten. Genau diese Mitarbeiter wünschen sich sofort einen effizienten, sicheren und vor allem schnellen Schutz, auch gegen drohende Mutationen. Der mRNA Impfstoff, gleich welcher Firma, bietet eine Grundimmunisierung innerhalb von 4 Wochen, versus 3 Monaten bei Vektorimpfstoffen. Der mRNA Impfstoff gilt weiterhin als sicher gegen die bisher bekannten Mutationen, auch das kann der Vertorimpfstoff leider nicht bieten.

Wurde unser Einsatz noch in der ersten Covidwelle beklatscht fühlen wir uns jetzt nur in Sachen Impfung ins Abseits gedrängt. (Der Betriebsrat des DRK-Krankenhauses Altenkirchen)
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