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Nachricht vom 10.03.2021 |
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Wirtschaft |
Wäller Markt: Interview mit Handelsexperte Hölper zweiter Teil |
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Was die Gründer des Vereins treibt, ist die Vision, einen Digitalen Marktplatz für den geografischen Westerwald zu entwickeln und langfristig zum Erfolg zu führen. |
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Region. Heute kommt der zweite Teil unseres großen Interviews mit Jens Hölper.
Glauben Sie, dass unser regionaler Einzelhandel überhaupt noch eine Chance gegen die Übermacht der großen Player, wie zum Beispiel Amazon, haben kann, zumal während des Lockdowns auch viele treue Kunden des Einzelhandels zum Onlinehandel abgewandert sind?
Hölper. Darf ich eine Gegenfrage stellen? (Ja gerne). Was ist denn die Alternative? Erstens: für mich ist Aufgeben keine Option. Und zweitens: ich glaube, dass auch und gerade im Lockdown der Wert des Zuhauses und damit auch der Region, in der man lebt – der Heimat – bei vielen Bürgern nochmal gestiegen ist – das sehe ich beispielsweise in dem wahren Boom, den unsere Einrichtungsbranche in 2020 erlebt hat.
Gerade wir Westerwälder zeichnen uns doch durch eine große Heimatverbundenheit aus, die auch darin zum Ausdruck kommt, dass wir gerne die Vielfalt unserer regionalen Betriebe erhalten möchten. Solange sich der Einzelhandel jedoch nicht zu einer Bündelung des Angebots durchringen kann, in dem (fast) jedes (geeignete) Produkt auch online bestellt und geliefert werden kann, drohen noch mehr Kunden zu den großen Online-Anbietern abzuwandern. Ich bin zutiefst überzeugt, dass die Bereitschaft der Kunden, regional einzukaufen, nach wie vor sehr groß ist. Aber man ist immer weniger bereit, dafür Nachteile etwa in Bezug auf Flexibilität, Zeitersparnis und Bequemlichkeit in Kauf zu nehmen.
Ich bin daher überzeugt, dass das Angebot im Falle Wäller Markt die Nachfrage bestimmen wird. Vielleicht ist der Wäller Markt sogar die letzte Chance, hier im Westerwald ein solch groß angelegtes digitales Gemeinschaftsprojekt auf den Weg zu bringen. Die einzelnen Einkaufsstädte sind jedenfalls zu klein, um „jede für sich“ ein attraktives Gesamtangebot auf die Beine zu stellen, das mit überregionalen Angeboten konkurrieren kann. Mit über 500.000 Einwohnern und mehr als 2.000 Einzelhändlern in dem geplanten Vertriebsgebiet der Landkreise AK, NR und WW ist jedoch die „kritische Masse“, um einen Online-Marktplatz nachhaltig wirtschaftlich zu betreiben, auf jeden Fall vorhanden.
Die Initiatoren des Projekts Wäller Markt betonen immer wieder, dass es um das Schaffen einer digitalen und logistischen Infrastruktur geht, die der Einzelhandel allein nicht stemmen kann. Welche regionalen Akteure sollten denn Ihrer Meinung nach einen Beitrag zur Anschubfinanzierung leisten?
Hölper: Es liegt in der Natur von Online-Geschäftsmodellen, dass diese erst nach einer gewissen Anlaufphase profitabel sein können. Deshalb wurden nahezu alle heute erfolgreichen Online-Geschäfte über Wagniskapital finanziert. Leider steht für regionale Gemeinschaftsprojekte wie der Wäller Markt dieser Kapitalmarkt nicht offen. Gleichzeitig sehe ich aber den mittelständischen Einzelhandel - auch unabhängig von Corona - nicht in der Lage, die Anlaufkosten eines solchen Projekts ohne Fördermittelzufluss zu finanzieren.
Den digitalen Marktplatz als nachhaltig wirksame Infrastrukturmaßnahme zu betrachten, die jedem in der Region ansässigen Gewerbetreibenden offensteht, halte ich daher für mehr als legitim. Insofern ist aus meiner Sicht der Vergleich mit einer kommunalen Infrastruktur, wie zum Beispiel der Entwicklung von Gewerbegebieten, dem Bau von Fußgängerzonen, Parkhäusern und so weiter durchaus gegeben. Der einzige Unterschied: Die „Fußgängerzone Wäller Markt“ ist online und verläuft durch den gesamten Westerwald.
Der Aufbau einer eigenen regionalen Lieferlogistik, die genau auf das geplante Vertriebsgebiet zugeschnitten ist, ist dabei meines Erachtens absolut erfolgskritisch, ja: der unverzichtbare Schlüssel zum Erfolg. Zusätzlich ist die geplante Elektrofahrzeugflotte noch gut für den Klimaschutz, spart viele Kilometer durch Individualfahrwege der Kunden oder deutschlandweite Paketsendungen und verursacht durch die geplanten Mehrweg-Versandboxen viel weniger Verpackungsmüll als der herkömmliche Onlinekauf. Insofern erkenne ich in dem Projekt durchaus öffentliche Aufgaben wie Daseinsvorsorge im Interesse der Bürgerinnen und Bürger und gleichzeitig eine gezielte Wirtschaftsförderung im Sinne der Sicherung von Gewerbesteuer-Einnahmen, dem Erhalt von Arbeits- und Ausbildungsplätzen und der Existenzsicherung von vielen kleinen Familienbetrieben.
Fortsetzung des Interviews folgt.
Den ersten Teil des Interviews können Sie hier lesen.
Weitere Informationen zum Wäller Markt und zur Mitgliedschaft in der Genossenschaft finden Sie hier.
Jens Hölper ist Geschäftsführer für Vertrieb, Marketing und Einkauf bei der 1956 gegründeten GARANT Gruppe mit Sitz im ostwestfälischen Rheda-Wiedenbrück, der selbständige Möbel-/Einrichtungshäuser, Küchenstudios, Bettenfachgeschäfte und SHK-Fachbetriebe (Bad, Heizung, Sanitär) in Deutschland, Europa und Asien angeschlossen sind.
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Nachricht vom 10.03.2021 |
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